Donnerstag, 13. März 2014

Wenn der Traum von der Uhr fürs Leben sich zu Altmetall-Schrott verwandelt...

Irgendwie bin auch ich dann und wann noch behaftet mit dem Wunsch nach Status-Symbolen. Meine Versuche mich von Luxusgütern zu lösen mehren sich und machen Fortschritte. Bei Uhren konnte ich das noch nicht hinbekommen... bis jetzt.

Mein Wunsch war immer eine schöne, mechanische Uhr zu besitzen. Am besten eine Automatik.

Geprägt durch meinen Grossvater hatte ich immer eine Affinität zu Uhren der Marke Omega. Eine Omega Seamaster begleitete das Leben meines Grossvaters solange ich denken kann. Und diese Uhr aus den 60er Jahren ist eines der ganz wenigen Erinnerungsstücke an meinem Grossvater, die ich behalten habe.

Nach seinem Tod habe ich das gute Stück bei einem Uhrmacher aufarbeiten lassen und trage es jetzt selber dann und wann bei besonderen Gelegenheiten.

Ganz in dieser Tradition habe ich dann beschlossen auf eine eigene Omega zu sparen. Und 1998 war es soweit. Eine Constellation Automatik Chronometer hatte es mir angetan. Das gute Stück war schlicht, aber elegant und sehr bequem am Handgelenk. Das sollte mein Chrono fürs Leben werden. Das Teil wollte ich meinem (damals noch nicht existierenden) Sohn vererben.

Dumm nur, dass der Wecker nach ein paar Wochen den Geist aufgab. Der Chrono liess sich nicht mehr aufziehen. Dafür gibt es die Garantie und gut.

Ein paar Jahre später... genau der selbe Fehler wieder. Sinnigerweise ziemlich genau nach der Zeit, die der Hersteller für eine "Überholung" der Uhr angibt. Fand ich ein wenig seltsam. Fand ich ein wenig blöd. Das gute Stück habe ich nicht jeden Tag getragen, die Beanspruchung der Uhr war also eher mässig bis bescheiden. Na gut. Ist bei teuren Chronos wohl wie beim Auto. Regelmässige Inspektion.
Wieder wurde der Chrono repariert und tat wieder seinen Dienst.

Nun rate man mal, was dieses Frühjahr passiert ist? Genau. Der Chrono lässt sich wieder nicht aufziehen. Ab zum Uhrmacher. Kostenvoranschlag.

Ein paar Tage später ein Anruf:
Uhrmacher: "Die Uhr muss generalüberholt werden - komplett auseinander bauen. Neue Krone, neue Zeiger. Macht 435€. Sollen wir das für Sie machen?"

Tom: *hüstel, räusper,hüstel* "Bitte wieviel?"

Uhrmacher: "435€"

Tom: "Neeee. Nicht Ihr Ernst, oder?"

Uhrmacher: "Doch"

Tom: "Nein. Nicht machen. Steht in keinem Verhältnis zum Wert der Uhr"

Also latscht Tom los. Holt seine Uhr ab und zahlt eine Kostenvoranschlag-Gebühr.
Uhrmacher hakt nochmal nach, ob ich den Chrono nicht doch reparieren lassen müsste. Sei ja ein schönes Stück und für einen Chrono in dieser Qualität und Klasse müsste man heute so ab 4000€ aufwärts rechnen. Dumm nur, dass meinen Chrono als Gebrauchtzeitanzeiger für rund 700€ mit 1-jähriger Garantie kaufen könnte.

Dann ran an den PC und an Omega geschrieben. Bin sauer. 3x mal mit dem absolut selben Fehler gibt die Uhr den Geist auf.  Wenn ich mir eine 60€ Swatch kaufe, ok. Aber bei einer Uhr, die vor dem Jahrtausendwechsel schon ein erkleckliches Sümmchen gekostet hat, hätte ich mehr erwartet.

Omega findet nix in seinen Archiven. Aber die deutschen Ableger von Omega würden sich bei mir melden. Tun Sie auch. Sie holen meine Uhr per Kurier ab und wollen das Teil untersuchen.
Tun Sie auch. Mit dem Ergebnis, das ich jetzt 580€ zahlen soll. Die Uhr sei von innen verunreinigt und das Armband sei hin.

Da war ich dann stinksauer. Eine Uhr, die ich weder zum Sport noch zu sonstigen Abenteuern trage, sondern nur im Office oder zu besonderen Anlässen, ist also von innen verunreinigt.
Wie kommt das denn?

Entweder hat der Service vorher Bockmist gebaut - was übrigens bei einem offiziellen Omega Händler und Service Point war - oder die Uhr ist wirklich nur Altmetall-Schrott mit eingebauter, wiederkehrender Soll-Bruchstelle.

Beeindruckend war für mich auch die Chuzpe des Herstellers. Selbst die windigsten Autoverkäufer, die mir in meinem Leben begegnet sind, hätten nicht versucht einen Totalschaden zu reparieren. Da gehen die Herren eher her und versuchen mit mir einen Deal über ein neues Fahrzeug zu machen, statt den Restwert des Wagens als Reparaturkosten zu veranschlagen.

Das ist fast so als würde mann für 100.000€ einen Porsche kaufen und beim Kundendienst heisst es dann: Wir bauen Ihr Auto mal total auseinander, machen neue Wischer dran und das kostet dann 80.000€. Gelle? Wir machen das für Sie! Und wenn der Wischer nächstes Jahr wieder hin ist, dann bauen wir das Teil für Sie wieder total auseinander. Und der Wischer ist garantiert hin, nächstes Jahr.

Mein Fazit:
Luxus-Uhren sind für mich gestorben. Mein Sohn wird keinen Omega Chrono von mir erben. Der Traum von der Uhr fürs Leben hat sich in Altmetall-Schrott verwandelt. Ich kaufe wieder Uhren von C*sio, S*iko, Jun*ers, und was weiss ich noch. Dafür jetzt alle paar Jahre einen neuen Wecker. Falls da einer kaputt geht? Nicht schlimm. Die Teile sind bei weitem nicht so teuer, dass man über eine Reparatur in Höhe des Neuwertes überhaupt nachdenken möchte. Und von dem Geld was ich damals für die Omega bezahlt habe, würde ich heute noch was über haben, wenn ich nicht gedacht hätte, dass ich ein Status Symbol brauche. Jetzt brauche ich keins mehr. Und will keins mehr. Besitz belastet. Wieder einmal hat sich das bewiesen.

Meine Frau wird es freuen. Hatten Uhren-Läden auf mich doch die gleiche Anziehungskraft wie Schuh-Läden auf Frauen.

In diesem Sinne, liebe Leser, passt gut auf Eure Chronos auf. Und überlegt, ob Euch Status-Symbole wirklich glücklich machen. Bitte bleibt mir status-symbol-losen Schreiberling gewogen.