Samstag, 17. Mai 2014

Die Tücke liegt nicht immer im Detail, sondern auch mal im Kleingedruckten....

Mal abgesehen von dem Buntspecht, der zur Zeit auf Partnersuche ist und dazu unsere alte Hausantenne für terrestrischen Empfang nutzt, sind da noch so einige andere Merkwürdigkeiten mit dem Kleingedruckten in meinem Umfeld aufgetaucht.

Nichtsahnend war ich in dieser Woche unterwegs in die Apotheke - gegen meinen Husten war ein wenig medizinische Munition notwendig - und laufe an einem der aktuell nicht grade wenig verteilten Wahlplakate vorbei.
Über Wahlplakate kann man schon seit langem diskutieren. Da sind irgendwelche, öfter mal debil, grinsenden Menschen abgebildet, die man vermutlich nie gesehen hat oder geschweige denn persönlich kennt.
Dazu kommt ein vielsagendes, rhetorisches Element wie "Für ein tolles Europa" oder "Weg mit dem Euro, her mit der DM!". Und diese Kandidaten gesprenkelt über das komplette Spektrum aller parteifarblichen Auswahlen soll man jetzt wählen. Jeder hackt auf jedem rum, um Stimmen zu bekommen. Dummerweise nur ohne inhaltliche Aussagen und mit plumper Polemik.

Mittendrin in diesem Schlamassel scheint es ein paar Könner zu geben. Da steht dann auf einem Wahlplakat: "parteilich unabhängig". Wow! Dumm nur das gleich drüber das Logo einer der beiden ganz grossen deutschen Volksparteien prangt. "CDU".



Ok. Was soll mir das dann sagen? Ist er jetzt parteilich unabhängig und die CDU sponsort seine Wahlplakate. So eine Art Trikotsponsor wie in der Bundesliga? Dummerweise ist es nicht so. Ein paar Meter weiter hängt dann das lokale CDU Wahlplakat mit der ganzen Mannschaft drauf. Welch ein Zufall - dort grinst der Kandidat vom Plakat!

Ist das jetzt ein Druckfehler? Oder eher eine clevere Strategie? Mit einem Plakat mehrfach Wähler abfischen? Erstmal die CDU Stammkundschaft einsammeln. Zweitens die Nicht-Volksparteien Wähler man ist ja schliesslich parteiunabhängig. Drittens alle Wähler, die zwischen CDU und Parteilosen Kandidaten unentschlossen sind - hier bekommen sie beides auf einmal geboten. Praktisch ein Wahlplakat wie ein Überraschungsei - 3 Dinge auf einmal!

Wohl dem, der das ganze "Package" liest, um es mal mit neu-manager-deutsch zu sagen.

Gleiches gilt für Apps, die man auf sein Smartphone installiert.

Die App-Macher eines Kölner Prekariats-Fernsehsenders haben sich wohl ähnliche Gedanken gemacht. Frei nach dem Motto"Wer unseren Sender schaut, kann entweder nicht lesen oder er liest nur das ganz GROSS gedruckte Schriftzeugs" stellt man zum Download einen Update einer "Nachrichten-App" bereit. Glücklicherweise hatte ich die App nicht auf automatische Updates eingestellt.

Liest man dann das "Kleingedruckte" über die neuen Zugriffsrechte der Nachrichten-App, will diese mit dem Update das Rechte-Portfolio massiv erweitern. "Aktiv SMS senden" "Aktiv Telefonate einleiten" und so weiter und so fort. Alles selbstständig, autark, für sich allein und ohne weitere Benachrichtung bzw. Freigabe oder Aktivität des Smartphone-Eigentümers.

Frage ich mich doch:Wozu will eine App, die mir Nachrichten empfangen und anzeigen soll, eigenständige SMS verschicken? Wozu will eine News-App eigenständige Telefonate führen?

Will sie mit der App auf einem anderen Smartphone Kontakt aufnehmen? "Hey! Alda! Was geht ab? Welche News sind bei dir grade so aktuell, ey? Boah! Die habe ich ja noch gar nicht. Sims mal rüber die Infos! Fett!"

Oder wenn grade keine News kommen, ein wenig mit anderen Apps auf fremden Smartphones flirten? "Holla, du süsse kleine Gaming App? Lust auf eine wenig News kuscheln? Und danach etwas Hardcore-Gaming? In deinem Speicher oder auf meiner SD Card?" Und wenn so eine App mal einsam ist, ist ja oft keine andere App in Bluetooth oder WLAN Reichweite. Da muss man schon SMSen oder telefonieren können. Damit der Smartphone Eigner nicht NSA-gleich mithört, wird der Datenschutzbeauftragte die kleine "Eigenständigkeit" der App wohl mal gegönnt haben.

Ich werde jedenfalls jetzt nach und nach alle Apps nochmals intensiv auf Eigenleben konsultieren und ggf. entfernen. Und das kann  ich nur jedem Smartphone Benutzer auch raten. Ja, auch den i-Jüngern.

Zum Schluss der Woche kam dann der Marketing Gag schlechthin dazu. Nachdem ich kürzlich bei einem deutschen Ticketing Unternehmen (E***tim) ein paar Konzertkarten bestellt hatte, bekam ich just 3 Tage nach Erhalt der physikalischen Tickets per Deutscher Post ein Marketing-Werbe-Schreiben per Email.

Man mag es kaum glauben, was mit Data Mining, Big Data, Business Analytics und Business Intelligence Systemen in der heutigen IT so alles möglich ist: Man informiert just und hochaktuell darüber, dass der Künstler, dessen Karten ich ja schon bestellt und in den Händen hatte, jetzt auf Tournee geht und ich mir doch ganz schnell ein paar Konzertkarten besorgen solle. Tja, kann ja mal passieren.

Was dann aber nicht mehr passieren sollte, ist das gleiche Schreiben 2 Tage später nochmals an diese Email Adresse zu senden. Das ist nur noch hochnotpeinlich! Schämt Euch. Das ist keine künstliche Intelligenz, dass ist Computerdummheit. Die einfach nur noch bewirkt, dass ich bei dem Unternehmen sämtliche Newsletter und Informationen abbestellen werde. Wenn Sie nicht mehr können als meine Mailbox mit unnützen Zeug vollmüllen können, sollen sie mich lieber in Frieden lassen.

Bitte, liebe Leser, bleibt mir auch im Kleingedruckten gewogen..... Bis bald!

PS: Im Kleingedruckten taucht der Specht wieder auf.... das Tier hat da mächtig Spass dran, die alte Antenne anzupicken. Das macht ein dumpfes, vibrierendes Geräusch - wohl ähnlich einem alten abgestorbenen Ast. Auf solchen Ästen tackern die jungen "Hack-Spechte" rum, um weibliche Spechtlein-Damen anzulocken. Na hoffentlich hört das bald mal ein Specht-Weib. Das Dauergetacke geht den Hausbewohnern langsam auf den Nerv; das Tier hat Ausdauer.