Sonntag, 8. Dezember 2013

Als das SEPA Monster kam, kehrte der V-Scheck zurück....

Na? Quillt bei bei allen europäischen Blog Lesern auch der Briefkasten über?

Irgendwie alles und jeder, der irgendwie zahlungsverkehr-banktechnisch mit mir zu tun hat, schreibt mir grade mindestens einen Brief.

"Sehr geehrter.... Kunde... Herr.... Neutrum....blablablbaba... rahbarabrabrarbrab......
werden wir ab Februar 2014 mittel SEPA Lastschrift von Ihrem Konto einziehen....
auf SEPA umstellen....Gläubiger ID YXZ 0815....
usw. und so fort...."

Yep. Von Gott und der Welt, Hinz und Kunz, Ernie und Bert.... und noch tausend Stück. Kein Tag im Moment an dem nicht mindestens ein so ein Brief im Postkasten auf mich wartet.
Und damit die Briefe nicht so einsam sind - kriegt meine Frau auch gleich noch welche dazu.

Verschwörungstheoretiker könnten auf die Idee kommen, dass die europäischen Briefpostunternehmen die Umstellung auf SEPA eingefädelt haben. Das erhöhte Portoaufkommen muss die Jungs ja irre reich machen.

Das passiert ja nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen anderen EU Ländern gleichzeitig.

Vermutlich ist das Briefporto für die Aktion noch der kleinste Kostenfaktor. Kann sich noch jemand dran erinnern, was zum Jahreswechsel 2000 auf die IT Unternehmen und IT Abteilungen zukam?
Dieser Wahnsinn muss sich doch aktuell bei allen Softwareprodukten wiederholen, die irgendwie, irgendwo, irgendwann was mit Kontonummern und Bankleitzahlen zu tun haben.
Was das mal kostet? Anpassen, Testen, Ausrollen... Oder gar Software neu anschaffen.

Mich würde wirklich brennend interessieren, wie viel Geld der Spass die Unternehmen in Deutschland, Europa oder gar weltweit kostet... *grübel*

Nächste Verschwörungstheorie? Das kommt von der Troika oder not-leidenden Staaten, um auf diesem Wege Teile der Wirtschaft anzukurbeln. Wobei.... Soll nicht mit SEPA alles schneller werden? Also das Geld innerhalb Europas binnen Tagesfrist in ein beliebiges Land überwiesen werden?
Dann wären die Staaten unter Umständen ja ein paar Tage eher pleite? Oder? Hmmm.....

Bisher benutze ich für internationalen Geldverkehr meine Kreditkarten - dafür zahle ich ja auch Gebühren. Das geht gut und ist SEPA frei. Falls das irgendwie geht, werde ich das auch in Zukunft tun.

Statt einer Bankleitzahl merken wir uns jetzt alle eine kryptische BIC.... Damit kann man eine Bank eindeutig identifizieren. Das ginge zwar auch mit einer BLZ, wäre aber zu einfach für die Brüsseler Eurokraten.

Merken wir uns also zukünftig dazu dann die passende IBAN mit Ihren 22 Stellen.... Ländercode... Prüfziffer...alte BLZ (wozu dann die BIC???) ... und 10-stellige Kontonummer mit Nullen aufgefüllt.... führende Nullen wohlgemerkt. (ein fettes Grinsen huscht über das Gesicht des Autors... führende Nullen... Brüssel... den Rest müsst Ihr schon selber machen!)

Ok. Die Prüfziffer bringt jetzt eine Mördersicherheit rein, dass ich mich bei der Nummer nicht vertippen kann. Bei 22 Stellen braucht man das auch. Dumm ist nur, dass das menschliche Gehirn für solche Zahlenmonster nicht gemacht ist.

Die PINs für Kreditkarten, Scheckkarten und eine Menge anderer PIN-Nummern sind nicht umsonst 4-stellig. Das ist nämlich so die längste Zahlenkette, die sich der moderne Mensch seit Abschaffung der Drehscheibenwahltelefone noch merken kann. Früher ging das besser - da gab es im Telefon keine Kurzwahltasten oder Nummernspeicher. Da merkte man sich die Nummern von Verwandschaft und Freunden noch im Kopf. Zumindest wenn man in der gleichen Stadt wohnte. Kamen Vorwahlen dazu wurde es schon kritisch und Griff zum Notizbüchlein war Pflicht. Also so eine Art Telefon-Nummern Sodoku!

Wenn man jetzt die PIN-Nummer um eine Stelle verlängern würde, dann dürfte sich - sagt die Wissenschaft - die Menge der Menschen, die sich die Zahl im Kopf merken kann, um die Hälfte verringern. So... das war jetzt bei 4 auf 5 Stellen... Rechne doch mal bitte wer aus, was passiert, wenn man jetzt 22 Stellen plus BIC im Kopf haben soll. Gut... Alte BLZ kommt vor... alte Kontonummer auch... Trotzdem ist es komisch.... Und was machen all die Rentner, die mit dickem Edding Ihre PIN auf die EC Karte gekritzelt hatten, damit sie nicht mit leeren Händen vom Geldautomat nach Hause zurückkehren mussten... So eine 22er Nummer kriegst du mit Edding 500 auf keine EC Karte oder so drauf!!! Und schmaleren Edding können die Leute unter Umständen nicht mehr Lesen, kleine Schriftgrössen halt.

Wer nicht mit Uri Geller oder so einem Mysterien-Magier von dubiosen Casting-Shows im Privatfernsehen verwandt ist und da ein paar seltsamste Gene abbekommen hat, könnte da zukünftig ganz alt aussehen!

Und damit der Gag der Woche perfekt wird:
Während das SEPA Monster also allmählich mit grossen Schritten seinen 22-stelligen Riesenschatten auf uns wirft, ein Flashback der seltsamen Art: Ich soll mit einem Verrechnungsscheck bezahlen!

Für die jüngeren Leser, die vielleicht Schecks gar nicht mehr kennen... Das waren so bunte Zettel von der Bank mit aufgedruckter Kontonummer und Bankleitzahl (da waren die zwei wieder). Diese bunten Zettel musste man mit reichlich Vorlaufzeit bei der Bank bestellen (unter Umständen auch noch gegen Gebühren, die so hoch waren, dass heute noch gültige Roaming-Gebühren dagegen Peanuts sind) und konnte Sie dann wie Bargeld verwenden. Man schrieb einen Betrag in deutschen Mark drauf (ja, solange ist das schon her)  und gab das statt Bargeld an der Kasse eines Geschäftes ab. Warum? Es gab da noch nicht so wirklich viele Geldautomaten. Und auch die paar existierenden Geldscheinwerfer kosteten horrende Gebühren. Schecks waren ein gängiges Zahlungsmittel unserer Eltern und Grosseltern!

Die Variante für Sicherheitsfreaks hiess "Verrechnungscheck" - der liess sich tatsächlich nur vom designierten Empfänger einlösen und auf ein Konto einzahlen. Also nicht ganz so bargeldmässig, dafür konnte der auch mal verloren gehen, ohne dass sehr grosses Unheil entstand. Man konnte immer nachvollziehen, wo die Kohle hingeflossen war.

Ich selber weiss gar nicht mehr, wann ich den letzten Scheck in freier Wildbahn gesehen habe. geschweige denn, wann ich zuletzt einen benutzt hatte. Da hat die D-Mark noch gelebt... Jede Wette!

Und letzte Woche plötzlich möchte ich ein paar Eintrittskarten für eine Veranstaltung bestellen und da steht: Nur gegen Voreinsendung eines Verrechnungsschecks. Uff! Und nun? Kann man das überhaupt bei der Bank noch bekommen? Ich weiss es nicht. Aber auf diese Eintrittskarten verzichte jetzt gerne. Die sollen gefälligst SEPA nehmen, wenn Sie mein Geld wollen. Dann kann ichmict BIC und IBAN nämlich auch mal üben.

In diesem Sinne... freuen wir uns auf SEPA in 2014! Bis dahin, bleibt mir gewogen liebe Leser!


Sonntag, 24. November 2013

Ab morgen fahre ich wieder Auto.....

So.... Ab morgen fahre ich wieder mit dem Auto zur Arbeit und kehre dem Stuttgarter ÖPNV vorläufig wieder den Rücken und zeige ihm mit Vergnügen die kalte Schulter.

Ich bin einfach hemmungslos enttäuscht und kann mich nicht dazu überwinden, den geplanten 2. Monat nochmals mit dem VVS zur Arbeit und nach Hause zu fahren.

Warum?


  • An den letzten 7 Werktagen meines ÖPNV Monates gab es keinen Tag ohne Verspätungen.
  • Die Züge auf der S4 nach Marbach sind die ältesten und abgenutztesten Züge, die der VVS aufbieten kann (siehe dazu auch die aktuellen Artikel in der Ludwigsburger Kreiszeitung)
  • Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft der Satz "Der vor uns liegende Gleisabschnitt ist noch durch ein vor uns .... BLOCKIERT! Wir werden unsere Fahrt in Kürze fortsetzen"
  • Es gab einen Kabelbrand in der Schwabstrasse
  • Es gab Zugausfälle
  • Es gibt keine dem Wetter angepassten Heizungen oder Klimaanlagen auf der Strecke der S4. Da wird auch schonmal bei über 20 Grad Aussentemperatur im Abteil geheizt
  • Die Bahnsteige im Stadtgebiet sind zur Rush-Hour vollkommen überfüllt
  • Einmal morgens um 06:45 Uhr aussteigen und wieder einsteigen für den gesamten S-Bahn Zug
  • Ich bin mit meinem Auto schneller... Wenn ich um 6:15 Uhr morgens aus meiner Haustür gehe, bin ich um 7:05 Uhr in Leinfelden in der Tiefgarage. Wenn ich das gleiche mit ÖPNV mache, bin ich um 07:45 Uhr an meinem Schreibtisch. Und das ist nur ein Weg. Selbst wenn ich Nachmittags im Berufsverkehr länger brauche als morgens -> ich komme auf ca 45-60 min mehr Fahrzeit im Schnitt. Das ist nicht attraktiv für mich, da ich obendrauf abends öfter mal in den 30 Minuten Takt rutsche..... und das alles gilt auch nur, wenn es keine Verspätungen gibt. (siehe oben) Da kann die Fahrzeit ÖPNV schnell mal länger werden.
  • Da ich in Leinfelden und Esslingen Arbeitsstätten haben, müsste ich für 6 Zonen bezahlen. Keine Einzelstrecke zwischen Marbach, Esslingen und Leinfelden erstreckt sich über mehr als 5 Zonen. Was soll das bitte?

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Hier noch eine kleiner Auszug aus der Statistik Abteilung des VSS:

2005 2012 Veränderung in %
Fahrgäste in Mio. 317,54 337,99 6,44%
Linien 396 400 1,01%
Linienlänge 4764 6003 26,01%
Haltestellen 3690 3833 3,88%
Fahrzeuge 1643 1606 -2,25%
Zug KM in 1000 29140 33263 14,15%
Einnahmen in Mio € 298,9 393,3 31,58%
Kosten in Mio € 539,9 660,1 22,26%
Kostendeckung in % 55,4 59,6 7,58%
Quelle:
VVS.DE
Daten Fakten Zahlen 2005 & 2012
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So.... das muss man sich mal langsam auf der Zunge zergehen lassen.....
Einnahmen steigen um fast 32%... ja Ausgaben um gut 22%.... und das bei nur 7% steigenden Kundenzahlen....

Was macht der VVS mit dem Geld?
Weniger Fahrzeuge... Mehr Streckenkilometer.... Gleiche Anzahl Haltestellen...
Und noch wichtiger: Die S-Bahn verkehrt auf allen Linien immer noch im 30 min Takt. Zum Berufsverkehr auch im 15min Takt. Das tat sie aber schon 1999. 

Also sorgen 7% mehr Fahrgäste für über 30% mehr Einahmen. Aber an Komfort und Qualität ändert sich für S-Bahn Fahrer nichts.

Was tut die lokale Politik?
Laut schreien: Der ÖPNV muss attraktiver werden!
Ergebnis: Jährliche Fahrpreiserhöhungen. Und damit der ÖPNV trotz höherer Preise bei gleicher Leistung attraktiv bleibt? Erhöhen wir mal die Preise für Parken in Stuttgart City. Oh Mann! Das ist ein wirkliches Armutszeugnis für die politische Kaste! Wenn das alles ist, was den Damen und Herren dazu einfällt. 

In einem normalen Unternehmen nennt man so ein Verhalten gelegentlich mal Arbeitsverweigerung und führt zu Abmahnung oder Kündigung.

Was ist mit höherer Taktung? Mehr Komfort für Fahrgäste? Nichts.

Ein solches Angebot ist für Menschen wie mich nicht attraktiv. Der ÖPNV muss schneller, komfortabler und angenehmer sein als die fahrt im eigenen Fahrzeug. All das ist es in Stuttgart nicht.

Ja - die Fahrtkosten, darf ich nicht vergessen. Natürlich bietet der VVS auf seiner Webseite einen Kostenrechner an, wie attraktiv und günstig der ÖPNV ist. Wow! Da spare ich angeblich über 6000€ im Jahr.... Holla.... Was ist deren Referenzfahrzeug zur Kostenrechnung? Eine S-Klasse mit Chauffeur?

Dann mache ich doch mal die Gegenrechnung und biete mal Abzüge an für
  • unterbrochenen bis teilweise nicht existierenden Mobilfunk- und Radioempfang
  • fehlende individuell einstellbare Klimaautomatik
  • fehlende Sitzheizung im Winter
  • fehlendes Einsteigen direkt an der Haustür -> Herbst- & Winter-Wetter...???
  • längere Gesamtwegezeiten
  • fehlende kostenlose Mitfahrgelegenheiten für bis zu 3 Familienmitglieder zu jeder Tages- und Nachtzeit
Soll ich weitermachen?

Lieber VVS,
lieber Stuttgarter OB Hr. Kuhn,

eine Bitte: Schauen Sie sich doch mal in Deutschland um. ÖPNV kann man überall in Deutschland besser und vor allem -> billiger!!! Tun Sie was für Ihre Fahrgäste und verbessern Sie Komfort, Taktung und Schnelligkeit. Dann werden Sie auch noch mehr Zulauf bekommen (sofern Sie das überhaupt wollen) Und an dieser Stelle wiederhole ich mich: Wenn Sie wissen wollen, wie man es wirklich geil hinkriegen kann: Tokyo! Auch da ist es nicht perfekt, aber deutlich besser als das was Sie mir bisher bieten!

In diesem Sinne endet meine Litanei und ich werde mich jetzt eine ganze Weile zu diesem Thema nicht mehr äussern. Bleibt mir trotzdem gewogen, liebe Leser! 

PS:
Ich würde mich übrigens sehr über Feedback zum ÖPNV aus anderen Städten Deutschlands und der Welt freuen.

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Tag 6 - Lange Wochenenden kommen überraschend....

Irgendwie ist es doch herrlich das Leben in vollen Zügen geniessen zu können. Und damit seine Kunden das auch können, bricht beim VVS an Tagen wie heute - vor einem langen Wochenende - die blanke Anarchie aus.

Züge so voll, dass Kontrolleure kapitulieren. Sie kommen schlicht nicht in die Wagen.

Dann das übliche Linien-Glücksspiel an den zentralen Stationen zwischen Schwabstrasse und Hauptbahnhof. Die Dauer-Pendler schliessen Wetten ab, welche Bahn denn wohl als nächste Einfahrt hat.
Mit Fahrplan hat das Geschehen  nichts mehr zu tun. In einem unwirschen Durcheinander purzeln die Linien und Bahnen mit diversen Verspätungen durcheinander, während die Bahnsteige an der ein oder anderen Stelle an eine gute gefüllte Fankurve in einem beliebigen deutschen Bundesliga Stadion nördlich von Mannheim erinnern.

Und das man an Tagen vor langen Wochenenden ein erhöhtes Personen aufkommen haben könnte, scheint auch jedes Mal wieder am Tag vorher die Verantwortlichen zu überraschen. Diese Feiertage am Donnerstag oder Freitag tauchen aber auch immer so urplötzlich auf wie Nessie, wenn man ohne Kamera am Loch Ness steht. Letzten Monat standen die doch noch nicht im Kalender..... Der böse Feiertagsgeist muss die immer über Nacht in die Kalender der Deutschen Bahn oder sonstiger ÖPNV Betreiber zaubern.

Nun ja... Üben wir uns in Geduld und Hoffnung irgendwann mal daheim anzukommen. Trotz der Zugausfälle, die während des Blogeintragschreibens verkündet wurden, trotz der Gleisumlegungen und ständig steigenden Verspätungen....

Ach ja... Kleiner Hinweis für die Statistiker der Bahn: man könnte mal nicht nur die Minuten der Verspätung des Zuges zusammenrechnen , sondern das mal der Anzahl Fahrgäste nehmen und kann dann mal zeigen wie die Verspätungsquote aussieht.... Gell? Da könnten die schönen hohen Prozentzahlen der Pünktlichkeitsquote schnell weg sein!

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Das Experiment mit dem ÖPNV in Benz-Town

Tja, eigentlich ist Stuttgart eine klassische deutsche Autostadt mit 2 Premium Autobauern: Porsche und Daimler. Ich persönlich fahre keines der beiden Fabrikate und habe mich darauf eingelassen, den lokalen ÖPNV für mindestens 2 Monate zu testen.

Immerhin erleichtert die App des Verkehrsverbundes das Fahrzeiten- und Fahrplanmanagement.

Wetter? Ist heute auch gut. Der Spaziergang  um 06:30 Uhr zum S-Bahnhof eher angenehm.

Der Start ist dann mal wieder etwas ernüchternd. Um mir den Einstieg in die ÖPNV Nutzung leichter zu gestalten, habe ich mir ein Ticket für die 1. Klasse gegönnt. Und? Schon sitzt man  Halbdunkel, da die Beleuchtung nur zu 50% tut. Nett, wenn man dafür auch noch 25% Preisaufschlag zahlt. Die Heizung allerdings geht und es ist gemütlich warm. Und angenehm leer.

Weniger schön ist die Tatsache, dass es immer noch die gleichen Züge sind wie 1999, als ich schonmal ein mehrmonatiges ÖPNV Abenteuer wagte....

Mal schauen was noch kommt heute.....

Fazit Tag 1 - Der VVS kann es immer noch nicht besser als vor 14 Jahren. Ausser das die Preise standardmäßig jährlich um 2-3% erhöht werden, habe ich keine spürbare Verbesserung feststellen können.

Fahrzeug-Kapazität in ausreichender Menge bereitstellen zu können scheint nicht möglich. Zwischen 17 und 19 Uhr sind Bus und Bahn ungefähr so voll wie nach einem ausverkauften Länderspiel an der Stadion Haltestelle in der ersten Bahn. (P.S.  das sollte eigentlich nicht wundern, da der VVS auch schon mal bei ausverkauften VfB Heimspielen die S-Bahn nach Standardtakt fahren lässt; ohne Sonderzüge)

Die Züge sind seit 14 Jahren die gleichen. Technischer Komfort-Fortschritt für Passagiere null. Und entweder die Technik oder die Mitarbeiter schaffen es nicht, die S-Bahn erträglich zu temperieren. Andernfalls ist die Sauna Temperatur nicht zu erklären. Oder warum läuft bei 22° Aussentemperatur die Heizung?

Mal schauen, was die nächsten Überraschungen sein werden....

Tag 2 - ÖPNV Test

Und schon geht es los... Tag 2...

Heute fährt die S4 wg. eines Kabelbrandes in der Haltestelle Schwabstrasse nur bis Kornwestheim. Dann bitte umsteigen auf S5, die dann im Hauptbahnhof oben hält.

Warum allerdings die S4 nicht zum Hauptbahnhof fahren kann?

..... Fortsetzung folgt.....

Spontaner Nachtrag.... Early Morning Comedy....

Haltestelle Kornwestheim... Alle Fahrgäste steigen aus. Zug leer. Ansage auf dem Bahnsteig: " Der Zug fährt doch bis zur Schwabstrasse. Bitte alle wieder einsteigen."

Brüller in Breitwand!

Die Heimfahrt läuft gut. Bis auf das im S-Bahnabteil diesmal nur noch eine Lampe geht. :-(  Mit einer mobilen Bar, netten After-Work-Cocktails und Gogo Girls wäre es eine nett schummrige Bar. Ohne ist es gar nicht nett.

Sonntag, 8. September 2013

Das Kaninchen vor der Schlange, Pest, Cholera und mündliche Verträge - geht wählen!

Oh Mann! Ist das echt schon wieder 4 Jahre her, daß die letzte Bundestagswahl stattgefunden hat?
Das kann ich echt kaum glauben. Zumindest kommt es mir nicht so vor. Hat uns die Politik-Kaste wirklich so voll eingelullt, daß man in einer zuckerwatteweichen Welt jetzt sagen muss: "Hupps... Wahlzeit!"

Seit ich denken kann, gehört es für mich zu den demokratischen Pflichten zur Wahl zu gehen. Die einzige Chance zu nutzen, die ich als Bürger in unserer Demokratie habe, meine Meinung kund zu tun. Wobei Meinung ist ja nicht wirklich richtig. Ich darf mich für die Partei des kleinsten Übels entscheiden.

In Deutschland und bei seinen Politikern ist das Volksbegehren nach Schweizer Vorbild genau so verhasst wie terroristische Organisation oder rechts- bzw. linksradikale Strömungen in der deutschen Republik. Das wäre aber leider nun mal die Wahre Demokratie - der Bürger sagt, wo es lang geht und die Politik bietet ihm die möglichen Optionen an.

Und so steht der Wähler wieder wie das Kaninchen vor Schlange, und überlegt, wo er denn für die nächsten 4 Jahre seine Zukunft in den am wenigsten ungeeigneten Händen sieht.

Sehr schön fand ich nämlich einen neulich erschienenen Satire-Artikel, in dem behauptet wurde, daß Unbekannte in ganz Deutschland Wahlplakate gegen Kopien mit nichtssagenden Texten ausgetauscht hätten. Gezeigt wurden dann auf Fotos die aktuellen korrekten Wahlplakate der Parteien.

Und ganz ehrlich? Bei den grossen Volksparteien steht echt nur belangloser, sinnentleerter, einzeiliger Kram drauf, der nicht im geringsten darüber etwas aussagt, was die Partei eigentlich will.
Oder kann hier einer mit "Herr XYZ für Sie im Bundestag" irgendetwas anfangen? Dazu grinst ein grenzdebiler Typ vom Plakat. Die gelben Kollegen haben sogar noch unterirdisch schlechte Bildbearbeiter an die Materie gelassen, so daß es aussieht, als wenn ein Media Design Praktikant das Plakat erstellen durfte. Jedenfalls war ich mir nicht mehr sicher, welche Hautfaarbe das Wesen auf dem menschenähnlichen Portrait wirklich hat.

Mutig waren zumindest die Grünen mit dem Ansatz, wir erhöhen Euch die Steuern als Programm zu starten. Wie weit man damit kommt; wir werden sehen. Aber das dürfte nicht der einzige Grund sein, wenn diese "Volkspartei" doch weiter Oppositionsarbeit leisten muss.

Das Credo "Wer viel verdient, soll auch mehr für die Allgemeinheit tun" ist sehr lobenswert und ich würde mich auch nicht dagegen sträuben. Unsere Gesellschaft auf "Geiz ist geil" und "Profitmaximierungstrategie" gebaut, kann durch aus einen gesellschaftlichen Wandel zu mehr miteinander und füreinander vertragen. Aber solange die Polit-Kasten in Deutschland grob fahrlässig mit dem über Steuern anvertrauten Geld umgeht, sträubt sich gegen diesen Ansatz jedes meiner Nackenhaare. Neee, ich will jetzt nicht behaupten, daß ich das besser kann. Trotzdem erinnert die Verantwortungslosigkeit mit der oftmals Steuergeld versenkt, verpulvert und verschleudert wird, immer ohne Konsequenzen für die verantwortlichen politischen Entscheider,  an Investmentbanker. Nach mir die Sintflut und wenn es schief geht, kann man mich ja eh' nicht belangen. Und so geriert sich die deutsche Polit-Elite! Klopft dabei aber wie ein wilder auf dem Bankenvolk herum. Es gibt da so ein Sprichwort von Glashäusern und Steinen, meine Damen und Herren Politiker! Gelle?

Die Entfernung zum Fussvolk der Wähler ist gigantisch - was den Bürger wirklich bewegt, erforscht die Partei erst dann wenn es eng wird. Heisst: kurz vor einer Wahl. Dann werden Versprechen und Thesen in den Äther geschleudert,  bei denen jeder normal denkende Mensch in weniger als 5 Sekunden weiss, daß die Nummer nie aufgehen kann. Nach der Wahl setzt dann vollkommene Amnesie ein und keiner weiss mehr, wie solche Zusagen denn auf das Wahlprogramm kamen. Das ist in einer Legislaturperiode doch nie umsetzbar. Und die böse Opposition wird das sowieso verhindern. Und dann ist übermorgen Landtagswahl, da kann man mit sowas eh' nicht punkten. Ball flach halten, bis das Thema auf die Schweigeliste setzen bis die breite Masse es vergessen hat.

Aber manchmal vergisst die Masse nicht. Besonders ich nicht die Wahlversprechen von Herrn Kuhn als OB in Stuttgart. Bisher besteht die einzige - für mich sichtbare und spürbare - Massnahme den ÖPNV zu verbessern darin, das Tempo auf der Weinsteige auf 40 km/h gedrosselt zu haben. Billiger ist er nicht geworden - immer noch einer der teuersten und grauenhaftesten Verkehrsverbünde in ganz Deutschland überhaupt, wie ich finde. Passt aber zur politischen Einstellung im Ländle. Oder wie es in der Stuttgarter Zeitung vor ein paar Jahren schon Stand: Die Preise für ÖPNV in Stuttgart steigen. (Was sie übrigens jedes Jahr mit Kontinuität tun, seid ich im Einzugsgebiet wohne - runde 15 Jahre!)
Und schon macht sich die Politik daran, die Attraktivität des ÖPNV zu erhöhen. Durch Erhöhung der Parkgebühren in der City! Also ein deutlicheres Armutszeugnis und Beweis für mangelnde Befähigung zur Politik kann man sich selber kaum ausstellen. Wenn das, das einzige Mittel ist um den ÖPNV attraktiv zu halten und es nicht zustande bringt, den ÖPNV selber günstiger und besser zu machen.
Mal schauen, was noch kommt. Auch zum Thema bezahlbarer Wohnraum und das es keine City-Maut in Stuttgart geben wird, hat der grüne OB seine "Versprechen" gegeben.

Jurist bin ich nicht, trotz allem geht in mir die Frage um: Ist ein Wahlversprechen nicht ein mündlich geschlossener Vertrag mit dem Bürger? Du wählst mich und ich tue dann dies und jenes. Deutsches Recht kennt doch immer noch mündlich geschlossene Verträge, oder irrt der juristische Laie hier? Warum also kann man nicht die Partei oder den Politiker als solches wegen Vertragsbruch verklagen, wenn er sein Wahlversprechen nicht hält? Oder ist ein Wahlversprechen kein mündlicher Vertrag? Wenn nein, warum eigentlich nicht? Und was soll dann ein Wahlversprechen wert sein?
Nix?

Na ja.... wenn man so an das Wort "Mietpreisbremse" denkt, vermutlich wirklich nichts. Wie das gehen soll, weiss keine Partei so richtig, aber mit dem taktischen Modewort inflationär um sich werfen, tun alle.

Nun steht man wieder da und fragt sich, was tue ich? Mich enthalten, um den Parteien zu zeigen, daß man nicht einverstanden ist? Merkt keine Partei, da man auch für Enthaltungen Geld in die Parteikasse bekommt. Für jede abgegebene Stimme - auch Enthaltungen fliesst Geld an die Parteien. Mein Wissenstand.

Nun - also entscheiden zwischen Pest und Cholera? Radikal wählen? Irgendwo muss jeder mit seinem Gewissen den Punkt treffen und sich für sein persönlich kleinstes Übel entscheiden. Alternativen sind es ja nicht - dafür sind sie alle zu ähnlich, stromlinienförmig und ohne wirkliche Bodennähe.

Man könnte doch mal darüber nachdenken, ob man den Wahlzyklus nicht verlängert und alle Wahlen in einziges Jahr legt? Spart Kosten! Spart Wahlkampf! Spart partei-taktische Überlegungen für die nächste Wahl, weil ja sowieso immer irgendwo in der Republik grade gewählt wird.

Man könnte doch mal darüber nachdenken, ob man Politiker nicht besser, öfter und deutlicher für ihr Tun persönlich haftbar machen kann? Steuerverschwendung und Unfähigkeit darf nicht nur zum Verlust des politischen Amtes, sondern auch zu persönlicher Haftung führen! Und zum Verlust aller damit verbundenen Ansprüche aus politischer Tätigkeit! Analog einer unehrenhaften Entlassung aus dem Beamtendienst.....

Man könnte doch mal darüber nachdenken, daß Politiker nach gleichen Regeln Altersbezüge bekommen wie normale Menschen auch. Mir ist es immer noch nicht einleuchtend, warum man nach 8 Jahren Bundestag eine lebenslange Rente bekommt, die man mit einem Durchschnittseinkommen nach 40 Jahren Beitragszahlung noch nicht erreicht hat. Vielleicht hat unser Staat an der einen oder anderen Stelle dann etwas mehr Geld zur Verfügung.

Nun, liebe Leser, macht Euch selber Eure Gedanken. Aber bitte tut eines: Geht wählen! Nutzt Eure Chance, Euch zwischen Pest und Cholera zu entscheiden! Denn nur wer aktiv an einer Demokratie teilnimmt, hat das Recht sich dazu zu äussern, was in ihr passiert!

In diesem Sinne... bleibt mir gewogen!

Dienstag, 30. Juli 2013

...der letzte Rest der letzten Reise! Nippon Part III - the final!



Oh Mann! Es wird wirklich Zeit jetzt noch die letzten Erinnerungen und Eindrücke von Tokyo ins Blog zu kriegen. Zum einen verblasst das alles immer so schnell und zum anderen soll ich (hoffentlich) diese Jahr nochmal nach Japan reisen und bis dahin dann doch mal alles aufgeschrieben haben, bevor es wieder los geht.

Was gibt es denn noch so zu berichten? Das wird heute das Sammelsurium aller Dinge, die bisher noch in keinen anderen Blogpost gepasst haben.

Zum einen gibt es gleich um die Ecke vom Hotel eine Micro-Brauerei: T. Y. Harbor Brewery.
Und obwohl ich als deutscher Staatsbürger im Ausland dem Biertrinker Image zugeordnet werde, habe ich es noch nicht geschafft diesen netten Ort einmal zum Essen und Trinken aufzusuchen.


Sieht eigentlich ganz einladend aus. Beim nächsten Mal muss ich dahin gehen. Was mich bisher abgehalten hat? Durchwachsene Gastro-Kritiken in englischer Sprache. Die japanischen Kritiken in japanischer Schrift kann ich immer noch nicht lesen. Oder es war schlichtweg geschlossen: Entweder ausserhalb der Öffnungszeiten oder wegen einer geschlossenen Gesellschaft. 


Eine besonders schöne Idee, die mir sehr gut gefallen hat, war die Kindertoilette in einer Metro-Station.
In der Mitte zwischen "Frauen" (links) und "Männern" (rechts) gab es "Kinder". Eine kindergerechte Toilette, wie man sie aus jedem Kindergarten oder jeder Kindertagesstätte kennt. Und sauber. Und nicht stinkend. Obwohl öffentlich! (Achtung, Herr Kuhn, OB von Stuttgart, daß ist mal wieder was für Sie und das Thema ÖPNV muss attraktiver werden! Dann tun Sie mal was dafür!)


Kleine Toiletten für kleine "Kindergeschäfte"

Dazu Waschbecken für verschiedene Alters- und Körpergrössen!

Kleiner Tip für alle, die an einem "Unsere Stadt soll schöner werden!" Wettbewerb oder ähnlichen Veranstaltungen teilnehmen mögen: Bunte Tiermosaike auf den Gehsteigen. Gesehen haben wir das ganze in den Wohngebieten rund um das Metropolitan Museum of Contemporary Art. Wenig Aufwand, aber schlicht und schick. Finde ich.


Was hier los war, weiss ich nicht so genau!
Aber da sind ein paar volle Magnum Flaschen Champagner
zwischen das Altglas geraten!
 Zum Abschluss dann noch ein wenig Touristen Geschreibsel... In Odaiba war ich schonmal - Einkaufszentrum, grosser Gundam Roboter und so weiter. Aber es war fies kalt und ungemütlich. Also wollte ich da nochmal bei Sonne hin und auch um den letzten Rest an Hello Kitty Mitbringseln zu oragnisieren, die fanatische Kitty Fans aus Deutschland mir ans Herz gelegt hatten.

Pink Kitsch Shopping Deluxe Extravaganza - oder einfach: Hello Kitty
... mit all Ihren Freunden wie z. Bsp. Miffy....

Wesentlich interessanter als pink Katzenwelt in diesem EKZ war der Foodcourt. Am Samstag sehr belebt mit normalen, mit ungewöhnlichen und mit sehr ungewöhnlichen Gestalten.




Eine etwas ungewöhnliche Kleiderwahl!
Bei über 30 Grad und praller Sonne zwängte sich diese japanische
Lebewesen mit bunten Haarwuschel in einen Plastikanzug.
Jep. Plastik. Erinnerte an LKW Plane.....
 Zu Essen gab es dort mal wieder etwas Neues für mich. Eine Art japanische Lasagne? Auflauf?
Ich weiss es nicht mehr genau, aber lecker und sättigend war es allemal.
In einer massenhaften - fast Fliessband - Produktion

So sieht es aus, wenn es fertig ist.

Oder auch so....
Ausserhalb der Mall kommt man mit ein paar Schritten zu einer Station der Tokioter Hochbahn. An dieser Stelle kann man einen Blick in einen Teil des Hafens werfen. Wenn das Wetter so gut und schön ist wie an diesem Tag, ist das allemal lohnenswert, auch wenn man nicht das offene Meer sieht.


Ausblick auf die erstaunliche Archtiektur von Odaiba.

Die Hochbahntrasse
Auf Odaiba gibt es ein weithin sichtbares Riesenrad. Dorthin zog es mich nach dem Ausflug ans "Meer". Die Fahrt mit dem Riesenrad selber konnte ich mir bei den lokalen Preisen noch verkneifen. Die Gondeln waren bis auf ein paar "Lüftungsschlitzchen" komplett geschlossen. Bei der prallen Sonne muss das eine Riesenrad-Sauna-Kombi gewesen sein. Gleich neben dem Eingang zum Riesenrad befand sich der Eingang zu der grössten Spielhalle, die ich bisher finden konnte. Dort fand ich den neuen Gipfel der Emotionslosigkeit der Japaner. Das in Japan im Gespräch und Zusammenleben möglichst keine Emotionen dargeboten werden, daran hatte ich mich gewöhnt - nun zeigte man auch, daß man gegenüber Tieren keine Emotionen oder Mitgefühl zeigt. Mitten im lärmenden Inferno der Spielautomaten befand sich ein Fischbecken. Rund um dieses Becken sassen Menschen mit Angeln. Zuerst hatte ich an so ein lustiges Enten-Angeln mit Magnetentchen gedacht oder etwas in dieser Art. Bei genauem Hinsehen entpuppte sich das Becken wirklich als Fischteich mit echten, lebenden Zierfischen. Die Angeln waren echt und mit Angelhaken bestückt. Für ein Entgelt erhielt der geneigte Zierfisch-Liebhaber eine Angel, Kescher, ein Eimerchen und Ködermasse. Die Ködermasse in kleine Kügelchen geformt, an den Angelhaken gepresst,  konnte der Hobbyfischer nun nach dem Zierfisch seiner Wahl angeln und hoffen, daß das Tier auch anbeissen würde. Die geangelten Fische wurden in den Eimer gepackt und vor dem Heimgehen in einer Plastiktüte zur Mitnahme gereicht. Überlegungen, wieviele Fische diese Prozedur lebend bis zum heimischen Aquarium überleben werden, entbehren jeglicher Grundlage. Die reine Überlebensrate setze ich mal nicht so hoch an, wenn ich bedenke, wieviele Fische schon bei einem harmloseren, unverletzten Transport vom Zooladen in das heimische Aquarium ihr Leben lassen.

Hier verbietet sich ein "Petri heil!"

Ob der Japaner das unter einer "real fishing experience" verbucht?
Neben dieser eher gruseligen Entdeckung tierischer Misshandlung, fand ich dann ein paar Sachen, die den gruseligen Gedanken langsam wieder verblassen liessen. Gott sei Dank!

Die grösste Ansammlung an Kapselautomaten, die ich bisher gesehen hatte!
Erstaunlich, daß hier die Erwachsenen wie "süchtig" Kugeln aus den Automaten drehten.
Kinder waren keine zu sehen!
Neben dem Pachinko scheinen Bewegungsspiele zu den Highlights der Spielleidenschaft in Nippon zu gehören. Die Automaten, vor denen man digitalen Kunstfiguren nachtanzen soll, waren ebenfalls reichlich vorhanden. Entweder als Einzel oder auch im Synchronmodus. Das wird gezappelt, gehoppelt, gefuchtelt, gewedelt und der digitalen Vortanzfigur nachgeeifert, daß deutsche Casting-Shows dagegen wie die Amateurliga der Schlagerszene wirken. Ok, daß tun sie sie sowieso. Aber tänzerisch würde jedes japanische Durchnittsschulmädchen mehr als 90% der Teilnehmer vom deutsche Casting Blech tanzen. Und Dieter hätte bei den Mädels im Schulmädchen-Outfit immer feuchte.... Augen! (Was sonst habt Ihr denn gedacht?) Verblüffend nur, daß die Japaner die Tänze alle auswendig können, bevor man vor den Automaten steigt. Niemand scheidet vor der zehnten Runde aus, jeder wählt mindestens den Profimodus.

Alternativen für Nichttänzer? Ja! Gibt es auch. Da werden im Stakkato Figuren auf dem Bildschirm nachgezeichnet, Symbole zusammengeführt oder Schlagzeug gespielt. In einer derart affenartigen Geschwindigkeit, daß einem eigene Reflexe wie Superslowmotion vorkommen. Haben die Jungs und Mädels so einen Automaten zum Üben daheim im Wohnzimmer oder bereits den Wert eines Eigenheims in den Automaten versenkt? Keine Ahnung - aber verdammt beeindruckend anzuschauen. Man kann stundenlang in solchen Spielhallen wandeln!

Wer wissen will, was man mit einer Spielkonsole und optischer Bewegungserkennung
machen kann, sollte sich in japanischen Spielhallen unbedingt umsehen.
Preisfrage: Was hat bisher gefehlt in meinem Blog und meinen Berichten? Genau. Cosplayer und Comicfans. Gibt es das wirklich in Japan? Ja! Und endlich habe ich selber welche gesehen. An einem Samstag Nachmittag. Eine ganze Gruppe in vollkommen verschiedenen Outfits und Styles. Man fotografierte sich selber, bis Speicherkarte, Batterie oder Auslöser an der Kamera aufgegeben hatten.
Irgendwann "juckte" es auch in meinem Zeigefinder und meine Kamera meldete einen Fotowunsch an.
An dieser Stelle waren die sonst so fotoscheuen Japanerinnen sehr offen und liessen mich mitfotografieren. Insgeheim denke ich, daß sie ein wenig stolz waren von einem Gaijin mit Interesse fotografiert zu werden.

Smile!
Diese junge Dame sprach obendrauf englisch und es war
mir möglich ein nettes Gespräch zu führen!


Ja.... das ist meine echte Haarfarbe! *hüstel*
Und geschminkt bin ich auch nicht. ;-)

Cosplay!!!!


Irgendwann entschied ich mich zur Rückfahrt nach Tokio und runter von der Insel Odaiba. Die Fahrt mit der Hochbahn in die Stadt kann ich nur empfehlen - das ist absolut sehenswert! In einem grossen Bogen und entlang einer Brücke bietet die Fahrt spektakuläre Blicke auf Tokio. Mangels ruhiger Fahrt, Platz im Zug und einer von aussen sauberen Scheibe an der Hochbahn, gibt es leider keine Fotos. Kurz vor Ende der Fahrt sieht man im Vorbeifahren eine Uhr, die Walt Disney selber entworfen haben könnte. Von der Endstation aus lässt sich dieses tolle Teil in 2 min zu Fuss erreichen.


Frisch aus dem Märchenland!
Was genau der Hintergrund dieser Installation ist, hat sich mir (mal wieder) nicht erschlossen. Alle 2 Stunden fängt diese Uhr an eine faszinierende Show abzuziehen. Es ertönt eine Musik und es kommt Leben in die Uhr. Wer mit Kindern nach Tokio fährt sollte unbedingt versuchen, die Uhr zu finden und bei der Show dabei zu sein.

Ein kleinen Eindruck vermittelt Euch evtl. dieser Videoschnipsel! (Achtung, die ersten 30 sec rauscht der Ton ganz ordentlich, danach konnte ich das Micro mit der Hand besser vor dem Wind schützen. Also nicht gleich wegklicken oder komplett ohne Ton anhören bitte!)



So sieht es neben der Uhr aus...

... beindruckende Architektur!

Letztes Touristen Highlight meiner Reise war der Besuch des Meiji Schreins an einem Wochenende.
Asiatischer geht's kaum - Eingang zum Park 
Eingebettet in einen großen, schönen, gepflegten, kühlen Wald liegt die Grabstätte eines japanischen Monarchen.

Dieser Hauptweg führt zum Schrein
Rund um den Schrein selber findet man mehrere Kiosk, die buddhistische Kleinigkeiten verkaufen und von den japanischen als auch ausländischen Besuchern reichlich und gerne gekauft werden. Ja, ich auch. Aber ich verrate nicht, was ich mir mitgebracht habe. Ein Buddha für das Sideboard daheim war es nicht. Ferner ist der Platz ein beliebter Hochzeitsspot für Paare, die sich traditionell japanisch trauen lassen wollen. Das geht an einem Sonntag dort im 15 min Takt, jedenfalls rauschte Paar um Paar an uns vorbei. Trotz allem ist der Schrein samt Park - neben dem Shinjuku Gyoen - einer der schönsten, und ruhigsten Orte, die ich in Tokio gefunden habe. Definitiv ein Must-See!

Warum will jemand die Reinkarnation von Calimero heiraten?
Wer wissen will, wer Calimero ist schaue hier nach!

Bevor man der Braut die "Eierschale" aufs Haupt platziert,
werden Fotos im kunstvollen Luxuskimono gemacht.

Der Eingang zum eigentlichen Schrein

Der Meiji Schrein


Nette Geste - Alle grossen Sake-Hersteller in Japan liefern auch heute noch in jedem Jahr
ein Fass voll Sake an. Die traditionellen Sake-Fässer mit Strohbindung werden hier in Nähe
 des Schreins gesammelt und gestapelt. Wann und vor allem wie die Fässer mal entsorgt werden,
war der Gedenktafel anbei nicht zu entnehmen.

Was wirklich nirgendwo mehr hinpasste als an den Schluss:

Regeln! Regeln! Regeln!
Wenn man seinen Hund als Blindenhund verkleidet, darf der Hund mit in den Supermarkt.
Da soll einer durchblicken, warum ein Blindenhund in einem Supermarkt hygienischer oder sonst was ist, als jeder andere Hund an der Leine - obwohl es schon praktisch und rücksichtsvoll für blinde Menschen ist.


Köstlichkeit: Angebratener, leicht gewürzter Fischrogen! 

Nein, hat nix mit Fukushima zu tun.
Trotzdem kurios - die quadratische Wassermelone.
Preis unbekannt.

Die grauenhaftesten Cocktails in Tokio! Aber umsonst!
Abends im TGIF führen die Barkeeper ein kleines Show-Mix-Battle vor.
Dummerweise benutzen sie zum jonglieren mit Vorliebe "Malibu"-Flaschen.
Dieses grauenhafte Kokosgesöff... und am Ende verschenken sie die
zusammen-gemixten "Köstlichkeiten".
Das linke Barkeeper-Erzeugnis war ein Malibu-Cranberry Mix und noch geschmacklich am Rande
der Erträglichkeit. Das rechte, grüne Etwas - eine Mischung aus Malibu, Orangensaft und Blue Curacao!
Jede Wette, daß dieser als Raketentreibstoff ungeeignete Farbflash namentlich in der
Genfer Konvention erwähnt ist. Als Foltermethode. Noch Fragen zum Geschmack?

Ganz am allerletzten Ende - wieder einmal - japanische Werbung und ein bemerkenswertes Schild!

Warum hat die Frau bei der Werbung für Epilation einen Propeller auf dem Kopf?
Karlsson auf dem Dach hatte den nicht auf dem Kopf....


Was dieses Schild wohl bedeuten mag?
Da gibt es Raum für Interpretationen.
Es war nicht im Rotlichtviertel.
Aber ich hätte mir vor meinen Massage-Salon kein Schild
gehängt, daß man leicht mit einer sexuellen Dienstleistung
verwechseln kann!
Und nein - es gab dort keine Massagen mit Happy Ending.

An dieser Stelle danke ich allen meinen treuen und mir (hoffentlich) immer noch gewogenen Lesern, für Ihre Ausdauer meine illustren Beschreibungen aus dem Land der aufgehenden Sonne immer wieder und klaglos zu ertragen und sich durch (hoffentlich!) alle Episoden und Blogposts gelesen zu haben.

Bis bald!

Mittwoch, 17. Juli 2013

....Ebisu... weiter geht es...




Nach dem ersten Teaser von heute morgen - noch in Japan geschrieben - geht es jetzt weiter, nachdem ich in Copenhagen angekommen bin. Ob ich allerdings vor dem nächsten Flug noch einen kompletten Post fertig bekomme weiss ich nicht.

Stehengeblieben war ich mit den Schilderungen beim Verlassend er Metro Station in Ebisu. Es wurde ein passender Platz für ein Abendessen gesucht. Und ich mit einer wirklichen schlechten Laune und grossem Hunger unterwegs. Eine ziemliche miese Kombination für alle, die mich in einer solchen Phase belgleiten müssen. In einem solchen Zustand werde ich sehr schnell unausstehlich und kann den Verlust meiner Entscheidungsfreude beklagen.

Also - wohin war die Frage? Welche Strasse sieht am verlockendsten aus? Über die Bahnhofskante geschaut und entschieden... Da wo die meisten Japaner hinlaufen, da laufen wir mal hinterher.

Ob das so in die richtige Richtung ging?
Kneipen ja, Entscheidungsfreude bei mir nein.
Nach 3, 4, 5 Gassen, einer grösseren Blockumrundung sowie Nachschauen, was nachts auf einem japanischen Innenstadtkinderspielplatz (übrigens den einzigen Spielplatz in der Stadt ausserhalb eines Parks, den ich gesehen habe) los ist, dann dem wir eher ungeplant vorbeikamen, waren wir genau so schlau wie vorher. WO jetzt was ESSEN? Die Kneipe ist zu rauchig - nein. Da gibt es Nudelsuppe! Nee, schaut nicht gut aus. Vor dem Lokal stehen die Leute Schlange. Das Lokal hier ist übel teuer.... So ging das in einer Tour und ich wollte mein Abendessen schon flüssig einnehmen und einen der Getränkeautomaten "leerflippern", um mit einer Überdosis Koffein, Vitaminen, Zucker, Farbstoffen und was sonst so in Automatengetränken in Japan enthalten ist, mir eine Rausch zu geben.

Yep. Das sollte reichen, wenn ich die 6 Kästen leergetrunken habe,
brauch ich kein Abendessen mehr!
Und gleich neben den Automaten, haben wir dann unseren Wunschladen gefunden: Einen japanischen Foodcourt! Ebisu Yokocho....

Fast wären wir dran vorbeigelaufen... aber dann im Augenwinkel war die Schiebetür zu sehen!
Die kleinen Kästchen sind der Restaurant Index.
Nicht für uns, weil wir kein japanisch lesen können.
Drinnen war es eng, klein, laut und urgemütlich! Wir mussten uns auch kein Restaurant aussuchen, da das automatisch bestimmt wurde. Da wo noch 2 Plätze frei waren, da geht es hin. Der Spot war am Freitagabend gestapelt voll!

Japanische Variante von spanischer/halbspanischer/"was der Japaner
für Spanisch hält" - Essecke! Das Dumme war nur, daß die japanische
Version eines "feurigen, spanischen Flamenco/Schlager-Sängers" direkt neben
uns stand und sein Repertoire lautstark zum besten gab.
Spanische Folklore mit japanischem Akzent, Noten vom eBook-Reader und
eine verstimmte Gitarre sind kein Vergnügen beim Essen.


Sodele.... nun geht es doch erst mit dem Blog weiter, nachdem ich wieder deutschen Boden unter den Füssen habe. Leider... traurig aber wahr.
Was haben wir denn schlussendlich in diesem famosen Essenspalast zu unsgenommen? Eine Mischung aus Yakitori und Tempura, hätte ich gesagt, da ich es nicht präziser beschreiben kann. In der kleinen Nische in der wir Platz fanden, gab es keine englische Speisekarte und auch keine bebilderte Menüauswahl. Zu zweit wild hektisch auf den "Tellern und Schüsseln" unserer Voresser gestikulierend, machten wir dem Chef de Cuisine verständlich, daß er mal queerbeet was bereiten soll. Wir würden das schon essen, wenn er es noch schafft 2 Bier dazu herzubringen. Bier war für meinen seelischen Zustand an diesem Abend besonders wichtig. Japan blues und Hunger sind keine gute Kombi.....

Rohzutaten on a stick....

Chef de Cuisine bei der Arbeit
Die Küche - personalbefreit. War nicht schwer, da es nur eine
Person in der Küche gab. Siehe oben.

Und so sieht es aus, wenn es fertig durchfritiert ist...
Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß die kleinen
putzigen Eier auf dem einen Spiess tatsächlich Eier waren.
Noch bemerkenswerter: Weichgekocht! Oder eher weichfrittiert  in diesem Falle!
Neben bei gab es noch Bohnen in der Schote (lauwarm & leicht gesalzen) und
Kohl zum Eintunken in eine würzige dunkle Sauce, die nach Altöl aussah.
Alles serviert auf Metallschälchen, die den Charme eines Operation-Saales
auströmten. Aber es hat geschmeckt! Lecker!

Dummerweise wird man zu zweit von dem Sammelsurium frittierter Köstlichkeiten am Spiess, etwas Kohl in Tunke und einem Bier nicht wirklich satt. Was tun? In dem Schlauch voller Restaurants war partout kein anderer Platz zu ergattern, es war und blieb anschlagvoll. Es blieb keine andere Wahl als raus aus der Butze und zurück auf die Strasse. Weitersuchen.... Aber wirklich schnell erfolgreich waren wir nicht... Spanisches Restaurant.... Italienisches Restaurant.... Japanisches Restaurant in der Preisklasse Vorspeise = Monatslohn..... Bar....

Die Bar für Schuhfetischisten! Allerlei farbig-hochprozentiges Getränk in
damenschuhähnlichen Glasbehältern!

Und am Ende landen wir bei einem chinesischen Dumpling Restaurant irgendwo im Nirgendwo....
Bei den folgenden Köstlichkeiten konnten wir den Abend beschliessen und dann doch noch satt heimkehren.

Dumplings gefüllt mit Schwein, Schrimps, Gemüse....

Frittierte Dumplings mit Meeresfrüchten und einer
fruchtigen Senfsosse. Ein sehr ungewöhnlich angenehmes
Geschmackserlebnis.

Euer Schreiberling kann am Ende des Abends wieder langsam lächen...

Men at Work! Serious dining in progress....

Das Lokal über die Schulter mit dem Handy geknipst....

Bevor ich diesen Post jetzt beende... es kommt - tadaaaaaa (tusch!) - das Pocari Schwein!



Besser gesagt ein Getränk namens "Pocari Sweat". Dieses als isotonisches Sportgetränk getarnte Zucker-Plörren-Gesöff erfreut sich in Japan einer mir unerklärbar gebliebenen Beliebtheit.
Es fehlt in fast keinem Getränkeautomaten. Man sieht dauernd Leute damit rumlaufen, daran rumnuckeln - es ist allgegenwärtig. Und es schmeckt widerlich!
Vergeblich habe ich nach einer Erklärung gesucht, was sie denn da in Flaschen füllen und warum die Japaner das tun. Dem Namen nach muss es sich ja um den eingesammelten Schweiss von einem Tier namens "Pocari" handeln. Nachdem auch mein Arbeitskollege eine Flasche in sich hineingepresst hatte - was man kauft, muss man auch austrinken - haben wir uns darauf geeinigt, daß dieses Tier ein Schwein sein muss. Oder etwas noch widerlicheres. Falls einem die Vorstellungsgabe fehlt, wie ein toter, lange auf der Strasse in der prallen Sonne liegender Tierkadaver (Schildkröte, Eichhörnchen, nasser Iltis... ganz nach Wahl!) schmecken mag, der soll mal das Zeug trinken. Immerhin konnte man seine Arbeitskollegen erfolgreich damit bedrohen (Entweder.... oder ich spendiere dir eine Flasche Pocari aus dem Combini! - Dort gibt es das in der 1,5 Liter Variante) oder Arbeit abwehren (Wenn ich das machen soll, musst du zuerst eine Pulle Pocari trinken!)

Und nein... das ist immer noch nicht alles; es gibt noch mehr aus Japan zu berichten. Bleibt mir gewogen, liebe Leser!