Montag, 20. Mai 2013

Ist Dietmar Hopp vielleicht ein "Erfolgsfan"?

Heute geht es weder um Essen noch um Reisen, sondern um Fussball und Leidenschaft für Fussball.

Das Wort "Erfolgsfan" geistert nun schon öfter und länger durch die Welt und soll gemeinhin eine Person betiteln, die nur dann zu einer Sache steht, wenn die Sache erfolgreich ist und ansonsten sich davon distanziert, versteckt oder fernhält.

Grade im Fussball trifft man oft und immer öfter auf dieses Wort.

Letztes Wochenende hat TSG 1899 Hoffenheim sein letztes Saisonspiel in Dortmund beim BvB bestreiten müssen und es geisterte durch die Medienlandschaft, daß Dietmar Hopp nicht mit seinem Verein nach Dortmund reist. Grund sollte sein, dass er sich die Schmähgesänge nicht antun will.

Alle, die mich persönlich oder näher kennen, wissen von meiner Leidenschaft für Fussball und das ich Anhänger des BvB 09 Borussia Dortmund bin. Bei jeder erstbesten Gelegenheit gebe ich das gerne und ausschweifend auch zum Besten. Mein Grossvater hat mich mit dem Fussball Bazillus angefixt. Er nahm mich schon mit ins Stadion "Rote Erde" als ich noch Windeln trug und nicht laufen konnte.

1978 - da war ich dann 10 Jahre alt; Borussia aus der 2. Bundesliga wieder aufgestiegen, ging es dann richtig los. Alle 14 Tage Samstag während der Saison war das Westfahlenstadion mein 2. Wohn- und Kinderzimmer. Dauerkarte Südtribühne - damals standen die Fans, die man heute Ultras nennen würde, noch im Block 13. Da gab es noch die Säule mit der Nummer 13 drauf und rechts daneben standen meine Kumpels und ich. Bei Regen, bei Schnee, bei jeder Spielleistung des Vereins, egal in welcher Situation. Da stand ich auch als Jürgen Wegmann ("Die Kobra") damals gegen Fortuna Köln in der Relegation den Ball in den letzten Sekunden über die Linie stolperte und es ein 3. Spiel herbeiführte.
Weil: Man ist entweder Fan oder nicht. Und als Fan steht man zu seinem Verein! Immer! Egal wie schlecht gespielt wird, egal in welcher Liga. Egal, ob man ausgelacht oder verhöhnt wird. Immer!
Und wenn wir das 20. Mal hintereinander beim 1. FC Köln verloren hatten, wir sind immer wieder hingefahren. Egal. Als Fan unterstützt man seine Mannschaft. Als Erfolgsfan in solchen Situationen nicht.

Ich wohne jetzt seit 20 Jahren nicht mehr in Dortmund, aber an Spieltag hängt in unserem Küchenfenster zur Strasse hin eine BvB Fahne. Ich schaue mir jedes Spiel des BvB in Stuttgart an, wenn ich nicht grade auf Reisen bin. Die Leidenschaft für den Verein und die Mannschaft ist geblieben.

Max (3 Jahre) und ich bei seinem ersten Besuch im Signal Iduna Park
Max (5 Jahre) und ich wieder mal im Signal Iduna Park
(Danke an die "Schipsletten" in Dortmund, die meine Familie und mich
immer wieder beim Besorgen von Tickets unterstützen)



Aus dieser Beschreibung heraus kann man sehen: Mein Herz gehört nicht dem FC Bayern und meine Sympathie für den FC Bayern ist nicht existent. Uli Hoeness ist ein Mensch, der im Fussball polarisiert. Ich will und werde nicht in einem anderen Zusammenhang über Uli Hoeness hier sprechen. Der Mann hat - ob man ihn persönlich mag oder nicht - viel für den deutschen Fussball getan. (Erinnert sei hier an das Benefizspiel für St. Pauli oder klammheimliche finanzielle Unterstützung für den BvB) Er äussert sich sehr sachlich zu vielen Dingen, er provoziert in vielen seiner Aussagen und schiesst auch hier und da weit über das Ziel nach meiner Meinung nach hinaus. Aber er steht dazu. Und er steht zu seinem Verein. Immer. Egal wie, egal wo und egal wann. Er ist immer dabei - auch jetzt in einer Zeit, wo er wegen anderer Dinge in der Kritik steht und sich schmähen lassen muss. Er geht auf die Tribüne und unterstützt den FC Bayern. Dafür hat er meinen Respekt und er ist in meinen Augen kein Erfolgsfan - wobei das beim FC Bayern vermutlich auch leichter ist, in Anbetracht der Ansammlung von Erfolgen.

Und dann gibt es da die TSG 1899 Hoffenheim mit Ihrem Mäzen Dietmar Hopp. Es gibt in Deutschland schon immer Mäzene, die Ihre Vereine finanziell und mit Vitamin-B massiv unterstützt haben. Das ist wirklich nicht neu und man kann sich da als Beispiele Klaus Steilmann mit Wattenscheid 09 (Ja, die spielten mal Bundesliga!) oder auch Jean Löhring mit Fortuna Köln als Beispiele herausgreifen. In einem Umfang, wie das in Hoffenheim passiert, ist es in meinen Augen ein Novum.
Vieles erinnert mich dabei sehr an die Entwicklung im englischen Fussball, wo sich Scheichs und Oligarchen einen Fussballverein fast wie einen Streichelzoo halten und meinen mit genug Geld kann man dann schon die Titel und den Erfolg kaufen. Gott sei Dank gibt es in Deutschland dafür die 50+1 Regel - und das ist auch wirklich das einzige, was ich dem DFB, den ich absolut nicht ausstehen kann, positiv anrechne.

Herr Hopp hat für sein Vermögen gearbeitet und er kann mit seinem Mammon machen was er will. Keine Frage. In Hoffenheim ist er beliebt und unterstützt seine Stadt, was man man ihm hoch anrechnen sollte. Er investiert und unterstützt mit mehreren hundert Millionen Euros medizinische Forschungen und Startups; wenn es gut geht verdient er was und wenn er Pech hat er ziemlich viel Geld in den Sand gesetzt. Wer weiss, was er mit seinem Geld noch alles positives bewirken kann, könnte und auch tatsächlich tut.

Und er hat sich entschieden, seinen Fussballverein vor Ort finanziell zu pushen - Spieler, Trainer, Stadion, etc. etc.. In einer Art und Weise, wie man es in Deutschland nicht kannte. Mit dem ausgerufenen Ziel Bundesliga, internationaler Wettbewerb und Erfolge auf höchstem Niveau. Und er hat somit entschieden, sich damit in das Rampenlicht der Öffentlichkeit und des Fussballs zu stellen. Sein Partner Hasso Plattner (oder muss man ehemaliger Partner sagen?) sucht sich da eher andere Sportarten mit weniger Öffentlichkeitsfaktor aus und "versenkt" da schonmal im wahrsten Sinne des Wortes ein paar Milliönchen beim Regattasegeln.

Grüße an den DFB, die DFL und die Vereinsführung der TSG vom Hoffenheimer Fanblock
nach der Entscheidung zum neuen DFL Sicherheitspapier. (Siehe Transparent in der Bildmitte)


Das Hr. Hopp den Fussball mit seinem Tun polarisiert war ihm sicherlich von Anfang klar. Das man ihn dafür anfeinden und schmähen wird auch. Wenn ich auch die Art und Weise wie es mit dem "Zielscheiben" Transparent getan wurde persönliche nicht gut heisse, BvB Fan hin oder her. Das ging zu weit und hat seinen Teil zur Eskalation zwischen der TSG und dem BvB sicher beigetragen. Beide Seiten haben danach sicher nicht immer deeskalierend agiert und den Konflikt mit der einen oder anderen Aktion eher noch verschärft. Hup-Hup!

Jetzt steht die TSG vor dem Abgrund/Abstieg in die 2. Bundesliga und alles hängt am letzten Spieltag am seidenen Faden. Wenn man die BvB Historie kennt, dann weiss man auch, dass man dort gern mal letzte Spieltage einer (Halb-)Saison vergeigt. Wie vor einigen Jahren - am 34. Spieltag, als Dortmund zu Hause gegen den bereits abgestiegenen Tabellenletzten Energie Cottbus verlor und die Teilnahme am europäischen Wettbewerb damit vergeigt hat. Oder die Chance auf die beste Hinrunde aller Zeiten mit einer Niederlage bei Eintracht Frankfurt vertan hat. Die Chance ist da. Und? Herr Hopp war anscheinend nicht Dortmund zum letzten und entscheidenden Spiel seines Vereins. Man hat ihn meines Wissen nach nicht im Stadion gesehen.

Er mag wichtige, andere Gründe gehabt haben, dort nicht zu erscheinen. Die meisten Menschen dürften seinen Kalender und seine Termine nicht kennen, ich auch nicht. Es geht auch niemanden etwas was an und wir werden es wohl auch nie erfahren. Aber wenn es stimmt, was in der Presse steht, dass Dietmar Hopp wegen möglicher Schmähgesänge und anderem Fan-Aktivitäten nicht zum Spiel gefahren ist, dann ist er für mich ein "Erfolgsfan". Und das fände ich sehr traurig für den Fussball, für die Liga und die Vereine.

Liebe Leser, danke für Eure Aufmerksamkeit, bei heute mal einem ganz anderen Thema. Bleibt mir gewogen und bis bald!


Donnerstag, 9. Mai 2013

Die 200 Euro Melone aus Tokio

So.... nachdem ich noch ein paar Highlights von meinem letzten Besuch in Tokio versprochen hatte, muss ich davon denn auch noch berichten. Und am besten, bevor ich schon wieder Abreise, um noch mehr von Tokio und Japan zu erfahren.

In meinem letzten Post habe ich ein paar Dinge versprochen und darauf komme ich natürlich gerne zurück.

Frage eins: Warum glaube ich, daß Douglas Adams in Japan war bevor er sein Buch "Per Anhalter durch die Galaxis" (PAddG) geschrieben hat?

Antwort: Weil der Japaner immer (s)ein Handtuch dabei hat.

Diesen bemerkenswerten Satz wird jeder Leser von PAddG kennen: "Habe immer (d)ein Handtuch dabei!". Dies gilt nicht nur, wenn man als Anhalter durch die Galaxis reist sondern auch, wenn man Japan besucht. Es ist ungewöhnlich, wenn man an einen europäischen Klositz ohne Heizung und Afterritzen Waschanlage gerät. Aber es ist nicht ungewöhnlich im Waschraum keinen Handtuchspender oder keinen Airblade Handtrockner vorzufinden. Schwupps holt der Kenner sein Handtuch aus der Tasche, während unbedarfte Typen wie nach ausgiebiger Wäsche der Hände und des Gesichts dann tropfnass im Raum stehen und sich fragen, wie das wohl passieren konnte.

Aber das passiert mir nur einmal - danach hatte ich immer ein Handtuch dabei und wurde respektvoll auf dem Herrenklo von den Japanern als "Wissender" erkannt und betrachtet.

Das einzige Klo, daß ich bisher in Japan ohne Sitzheizung und
automatisierter Intimwaschanlage gesehen habe!

Frage zwei: Kann man in Japan schlecht essen? Gutes Sushi, schlechtes Sushi?

Antwort: Im Prinzip nein. Manchmal ist Essen leider nicht ganz so gut wie erwartet. Aber nie wirklich schlecht. Ausser vielleicht man erwischt Natto.....

Natto ist eine fermentierte Sojabohnenmasse. Schleimig, nicht gut riechend und wohl nur was für den japanischen Gaumen. Nein, das erzähle ich nicht nach dem Lesen der Wikipedia, sondern aus eigener Erfahrung; das erste Mal seit langem, daß ich mich massiv zwingen musste, etwas aufzuessen.

"Genossen" habe ich die japanische Spezialität relativ unerwartet beim Mittagsmenü in einem Running Sushi Lokal. Die Kollegen haben mich zum Mittagessen dorthin geführt. Es ist günstig und es ist ok - Sushi auf europäischem Niveau würde ich sagen. Und mittendrin kam Natto. Woraufhin ich mir gleich den Teller gegriffen habe und 2 Sushi mit Nattofüllung bei mir landeten. Eine genauere Beschreibung von Geschmack, Konsistenz und Geruch gebe ich hier nicht wieder, weil das zu massiver Zensur dieses Beitrags führen könnte.

Weitere Infos gibt es auf Wikipedia: Natto

Das was da unten rechts rausquillt ist Natto. Nach dem für Europäer zweifelhaften Genuss,
hätte ich meine rechte Niere für eine Flasche Underberg eingetauscht

Gebackene Ei-Tofu Masse, gefüllt mit Sushi Reis

Sardinen Nigiri
Fetter Thunfisch. Lecker!
Mittagsmenü in Gänze!

Und hier fährt das Sushi am Tisch vorbei. Im Gegensatz zu Deutschland sitzt man
nicht mit dem Gesicht zum Laufband.

Sonderbestellungen gibt man per Touchscreen und Menükarte
auf. Unter dem Screen fährt eine "Modelleisenbahn" im Shinkansen
Look und bringt das Sonderessen auf diese Wege zum Besteller.
Dummerweise ist mir kein vernünftiges Foto davon gelungen. :-(

Heisswasserzapfanlage!
Eine weitere Neuigkeiten für mich waren, die an jedem Tisch verfügbaren, Heisswasserzapfanlagen. Das funktioniert im Prinzip wie ein Refillautomat in einem Fastfoodrestaurant. Man schiebt seinen Becher gegen eine Plastikzunge und von oben rieselt das gewünschte Getränk. Im Sushi Restaurant, baut man sich so seinen Mittagstee. Es steht ein Streuer auf dem Tisch, der mit Instant-Grüntee gefüllt ist. Dass schüttet man nach Gusto in seinen Becher und zapft sich dann Heisswasser dazu ab. Wird einem Tee-Fan ein kaltes Schaudern auf den Rücken rufen, aber man kann es trinken. Sofern man ordentlich mit Instant-Tee-Streuer umgehen kann ;-)




So sollte Sushi aussehen!!!

Frage drei: Wie stellt sich ein Japaner Reibekuchen vor?

Antwort: Gross! Richtig gross... Eine Portion von 3 Stück möchte ich in Japan nicht essen. Ein Berner Rösti ist dagegen ein Bierdeckel!

Das ist er - der japanische Traum vom Reibekuchen!
Trocken - ohne Apfelmus oder so.
Auf dem Bild kann man es sehen. Das Teil ist gross; zur Orientierung sieht man im Hintergrund noch etwas von "normal" grossen Tellern. Ein Reibeküchlein kostet soviel oder mehr als ein normales Hauptgericht. Gesehen habe ich das Teil in einem "Brauhaus"(-Verschnitt) oder was die Japaner dafür halten. Weitere Kostproben in Bildern hier:

Das Getränkemenü mit Bier, Weisswein, Rotwein und "Others"
Der Humpen wird für 600 Yen das Eigentum des Biertrinkers!

Was es noch so leckeres, bierhaussmässiges Essen gibt,
zeigt die übliche Auslage mit Plastiktellern und Plastikessen drauf.
Unter anderem Flammkuchen, Roulade und Hackbraten.

Ohne Wurst geht es in Brauhaus natürlich nicht.
Aber Essen wollte ich dort nicht... brrrrr!
1500 Yen für 4 Nürnberger mit etwas Kraut ist auch in Japan teuer!

Frage vier: Was kostet eine Melone in Japan?

Antwort: Mal locker 200 Euro. In Worten zweihundert!!!! Kein Scherz! Glaubt Ihr nicht? Bitter hier der Beweis in Bildform:

Die sagenhafte 200 Euro Melone!
Wenn das Zeug nicht verderblich wäre, könnte man das als Investment in Japan betrachten. 26.500 Yen kostet das Früchtchen; was bei dem aktuellen Wechselkurs so rund 200 Euro sind oder auch ein wenig mehr. Wenn ich an den durchschnittlichen deutschen Supermarkt denke, wo man die Teile manchmal für 2 Euro abgibt... da muss der Japaner auf Deutschlandreise doch mit Tränen in den Augen im Supermarkt zusammenbrechen und seinen Koffer auf der Heimreise mit Melonen nur so vollstopfen. Ob es wohl einen Japaner gibt, der ein ähnliches Blog über seine Europareise schreibt und über soooooo billiges Obst berichtet?


Und nein... nicht nur die Melonen sind dort so teuer, auch alles andere Obst hat seinen Preis.

Die nett verpackten Orangen sind für rund 6 Euro
pro Stück fast schon ein Schnäppchen!

Das bunte "Obstkörble" ist verdächtig deutsche Touristen
mit Herzinfarkt zu versorgen.  Auch dieser Preis ist im 3-stelligen Euro
Bereich. Hoffentlich kriegt das der deutsche Einzelhandel nicht mit.

So... das war jetzt das Finale von 2 Wochen Tokio im April. Ich hoffe, es ist mir gelungen einen Einblick in das japanische Leben der Megastadt Tokio zu geben und Euch damit zu unterhalten.

Wenn ich auch das nächste Mal wieder berichten soll, was mir so begegnet und passiert, wenn ich nach Japan reisen darf, dann gebt mir doch einfach mal ein Feedback.

Bis dahin bleibt mir gewogen, liebe Leser! Ich verspreche auch weiter über Kurioses aus Deutschland zu berichten, wenn es mir begegnet!