Sonntag, 26. Juli 2015

Ein Geldstaubsauger namens "Seaworld".....

Endlich war es in Orlando so weit - eine Haupattraktion stand an: der Besuch von Seaworld.

Unser Junior ist ein Fan von Aquarien und Fischen und Tieren sowieso. Aber das haben vermutlich alle Kinder gemeinsam. Ansonsten ist er eine ziemliche Bangbüx, so dass ein Besuch von Universal mit den ganzen Fahrgeschäften keinerlei Sinn macht. Disney World war - so dachten wir vorher - extrem teuer. Dort hätten wir allein rund 350 US$ nur für den Eintritt für einen Tag gebraucht.

Also bin ich morgens um 6:00 früh aufgestanden, habe mich fertig gemacht und bin dann los ein Frühstück für uns zu organisieren. Nach etwas herumirren, weil das Navi mich zu einem nicht mehr existierenden Deli lotsen wollte, bin ich an einer Tankstelle mit Shop fast direkt neben dem Hotel gelandet. Da wo die Sheriffs Ihre Bagel kaufen, kann das dass Frühstück so schlecht nicht sein. Mit 3 Portionen Obstsalat und 3 Vollkorn Bagel mit Streichkäse im Gepäck ging es zurück ins Hotel. Schnell noch 3 Tickets für den Shuttle Bus vom Hotel zu Seaworld am "Attraction desk" in der Hotel-Lobby abgegriffen und dann ging es auch schon los.

Zumindest fast. Mr. Murphy hatte ein kleines Morgen Tet-a-tet mit unserem Junior und er bekam einen seiner Tobsuchtsanfälle, weil er seinen Rucksack mit all seinen Spielsachen und seinem Malbuch doch bitte nicht mitnehmen sollte. Danach fiel ihm ein, dass er dann zumindest seinen Fotoapparat mitnehmen wollte, von dem nicht wusste, wo das Teil denn ist. Und wenn 7-jährige Jungs einen echten Tobsuchtsanfall kriegen, muss man sie an Händen und Füssen gepackt aus dem Zimmer schleifen, sonst geht da gar nichts. Oder man lüsst seinen Shuttlebus, der nur einmal morgens um 8:00 Uhr fährt sowie die 225$ für Seaworld Tickets sausen. Unter Gbrüll, Geheul und massiven Widerstand haben wir ihn dann doch noch grade rechtzeitig zum Bus bekommen. Dort verflog die Wut auf der Stelle, da im Bus ein Disney Film über zahlreiche Bildschirme flimmerte und dazu eine atemberaubende Lautstärke auch das gehrin aller Erwachsene im Bus vernebelte. Ganz abgesehen von der "Eisfach" Einstellung der Klimaanlage.


Nach rund 20 Min Fahrt sind wir am Park angekommen. Dort gab es die nächste Überraschung. Entgegen aller Information aller Broschüren und der Seaworld Website darf man doch Wasser in Plastikflaschen mit in den Park nehmen. Entgegen der üblichen No-Food-And-Drink-Policy. Prima…. Wir hatten brav folgend alles daheim gelassen.

Nach einer Taschenkontrolle und einem Ticketscan waren wir dann ruckzuck im Park. Bei einigen Personen hat man nach dem Ticket Scan tatsächlich einen Fingerabdruckscan und ein Foto gemacht. Ganz wie bei einer Einreise in die USA. Warum hat sich mir nicht erschlossen. Wir mit unserem "Discount"-Tickets waren davon zumindest nicht betroffen.

Und auf ging es in den Park. Das erwartete Tiervergnügen kommt mitttlerweile relativ kurz in Seaworld. Das ganze Thema ist zu einem Vergnügungspark mit tierischen Beiwerk verkommen. Man verfügt jetzt über 3 Achterbahnen und eine Wildwasserbahn mit Achterbahn Charakter. Es gibt eine reihe von Shows, in denen ein paar Tiere auftreten dürfen. Ansonsten ist das Thema Meereswelten doch ziemlich untergegangen im Park. 

Es gibt Tiere im Park! 

Es gibt auch Fische!

Das Thema Kommerz hat alles überrollt. Für fast alles im Park darf man extra zahlen, und das üppigst. Delphin Begegnung gefällig? Mit 145$ pro Person bist du dabei. Und so weiter und so fort. Wenn es mal irgendwo Tiere gab, gab es dazu auch gleich einen Themenshop, direkt abgestimmt auf das jeweilige Tier.

Eine Essen-Flatrate für das Essen im Park für 35$ p. Erwachsenem plus Tax. An jeder Ecke Nippes und Merchandise zu horrenden Preisen. Getränke und Speisen zu hohen, aber oft noch knapp an der Schmerzgrenze liegenden Preisen. Ein Fläschen Wasser kostet 3$, so wie alle anderen Softdrinks auch. Burger ab 12$ und Haupgerichte in den Themen Restaurants ab 30US$ aufwärts.

Man kämpft sich durch diese Kommerz-Schlacht, die dann noch mit Spielbuden angereichert wird. Das sind Pendants zum Pfeilwerfen oder Dosenwerfen auf der deutschen Kirmes, die bei 5$ pro Spiel starten. Und davon gibt es gefühlte 300 Stück oder mehr im Park. 

Der Park ist ein einziger Geldstaubsauger. Tiere und Natur rücken komplett in den Hintergrund.

Kostenlos war das Vergnügen mit einem fast handzahmen Eichhörnchen.
Die Seaworld Strategen haben Gott sei Dank noch keinen Weg gefunden,
wie man dafür abkassieren kann. 

Ein Foto mit Kuschelpinguin - ebenfalls kostenlos!
Wider Erwartung.


Dazu gibt es dann noch die Shows - mit gut abgerichteten und dressierten Tieren. Was auch immer man den Amerikanern sagen und vorhalten möchte - Show können sie, wie sonst wohl niemand auf der Erde. Diese Shows sind beeindruckend. Choreographie, Musik, Themen, Kostüme… Es ist schlichtweg umwerfend und macht den Europäer faktisch sprachlos. Den Tierschützer auch, denn das was da mit den Tieren veranstaltet wird ist durchaus fragwürdig.

Wir haben es geschafft uns im Park an einem Tag 3 dieser Shows anzusehen. Delphinshow, mit einem erschreckend kleinen Delphinanteil, dafür aber mit viel Akrobatik und Turmspringen.
Eine Seelöwen-Show, die eher etwas für Kinder war und viel zu Lachen bot. Und zum Schluss, die obligatorische Show mit den Orcas. Vermutlich hat man in seinem Leben sonst nicht wirklich oft die Gelegenheit einen Orca überhaupt in lebensecht zu sehen. Aber zu welchem Preis? 6 Orcas in einem solchen Becken sind schon eine Menge und der Lebensraum sehr, sehr sehr klein für diese Tiere. 

Das Delphinarium

Shamu Stadium

Dressierte Orcas....

.. in einer beeindruckenden, aber auch nachdenklich stimmenden
Show. Bei der die Trainer nicht mehr wie früher mit ins Wasser steigen.


Zu den netten Erlebnissen im Park gehörten die Begegnungen mit den Beluga Walen, den Rochen und den den Delphinen ausserhalb der Show.

Rochen darf man in Seaworld Streicheln und Füttern (4 Shrimps für 5$). Das war etwas, was Junior sehr begeistert hat. Die Beluga Wale konnte man von einem Unterwasserfenster aus beobachten, wie sie Ihre Bahnen in Ihrem künstlichen Habitat zogen. An der Delphin Lagune, ausserhalb der Show kann man direkt an das Becken heran und die Delphine schwimmen oft und scheinbar gerne in der Nähe der Stellen herum.  Sie kommen freiwillig dorthin und lassen sich auch öfter mal streicheln. Oder treiben Schabernack wie bei uns. Junior stand direkt am Becken und hatte erwartungsvoll die Hand ausgestreckt, falls einer der Delphine Nahe genug herankommen würde und sich streicheln lassen wollte. Von etwas weiter her kam dann plötzlich ein Delphin mit reichlich Speed angeschwommen und vollführte direkt am Beckenrand einen Sprung aus dem Wasser und platschte mit voller Wucht wieder hinein und sorgte so für alle Zuschauer für eine Volldusche. Nass bis in die Unterhose. Dafür war man vermutlich so nahe wie nie an einem springenden Delphin.

Nach gut 8 Stunden Park verliessen wir Kommerzworld und schleppten uns von Sonne und Wärme ausgelaugt zurück zum Shuttlebus. Den, wir auch diesmal nicht verpassen durften, da auch der Bus zurück nur einmal am Tag fährt.

Fazit dieses Tages in Orlando: Unanständig teuer, überkommerzialisiert und - meiner Meinung nach - Seaworld nicht mehr empfehlenswert. Ich werde dort nicht mehr hingehen, sonder lieber wieder Sealife Parks besuchen, die sich deutlich mehr dem Thema Wasser und der maritimen Tierwelt verschrieben haben. Für Überkopfachterbahnen und anderes gibt es bessere Parks. 

Ein Tag in den Fängen des Kommerz-Wahnsinns!

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