Mittwoch, 17. Juli 2013

....Ebisu... weiter geht es...




Nach dem ersten Teaser von heute morgen - noch in Japan geschrieben - geht es jetzt weiter, nachdem ich in Copenhagen angekommen bin. Ob ich allerdings vor dem nächsten Flug noch einen kompletten Post fertig bekomme weiss ich nicht.

Stehengeblieben war ich mit den Schilderungen beim Verlassend er Metro Station in Ebisu. Es wurde ein passender Platz für ein Abendessen gesucht. Und ich mit einer wirklichen schlechten Laune und grossem Hunger unterwegs. Eine ziemliche miese Kombination für alle, die mich in einer solchen Phase belgleiten müssen. In einem solchen Zustand werde ich sehr schnell unausstehlich und kann den Verlust meiner Entscheidungsfreude beklagen.

Also - wohin war die Frage? Welche Strasse sieht am verlockendsten aus? Über die Bahnhofskante geschaut und entschieden... Da wo die meisten Japaner hinlaufen, da laufen wir mal hinterher.

Ob das so in die richtige Richtung ging?
Kneipen ja, Entscheidungsfreude bei mir nein.
Nach 3, 4, 5 Gassen, einer grösseren Blockumrundung sowie Nachschauen, was nachts auf einem japanischen Innenstadtkinderspielplatz (übrigens den einzigen Spielplatz in der Stadt ausserhalb eines Parks, den ich gesehen habe) los ist, dann dem wir eher ungeplant vorbeikamen, waren wir genau so schlau wie vorher. WO jetzt was ESSEN? Die Kneipe ist zu rauchig - nein. Da gibt es Nudelsuppe! Nee, schaut nicht gut aus. Vor dem Lokal stehen die Leute Schlange. Das Lokal hier ist übel teuer.... So ging das in einer Tour und ich wollte mein Abendessen schon flüssig einnehmen und einen der Getränkeautomaten "leerflippern", um mit einer Überdosis Koffein, Vitaminen, Zucker, Farbstoffen und was sonst so in Automatengetränken in Japan enthalten ist, mir eine Rausch zu geben.

Yep. Das sollte reichen, wenn ich die 6 Kästen leergetrunken habe,
brauch ich kein Abendessen mehr!
Und gleich neben den Automaten, haben wir dann unseren Wunschladen gefunden: Einen japanischen Foodcourt! Ebisu Yokocho....

Fast wären wir dran vorbeigelaufen... aber dann im Augenwinkel war die Schiebetür zu sehen!
Die kleinen Kästchen sind der Restaurant Index.
Nicht für uns, weil wir kein japanisch lesen können.
Drinnen war es eng, klein, laut und urgemütlich! Wir mussten uns auch kein Restaurant aussuchen, da das automatisch bestimmt wurde. Da wo noch 2 Plätze frei waren, da geht es hin. Der Spot war am Freitagabend gestapelt voll!

Japanische Variante von spanischer/halbspanischer/"was der Japaner
für Spanisch hält" - Essecke! Das Dumme war nur, daß die japanische
Version eines "feurigen, spanischen Flamenco/Schlager-Sängers" direkt neben
uns stand und sein Repertoire lautstark zum besten gab.
Spanische Folklore mit japanischem Akzent, Noten vom eBook-Reader und
eine verstimmte Gitarre sind kein Vergnügen beim Essen.


Sodele.... nun geht es doch erst mit dem Blog weiter, nachdem ich wieder deutschen Boden unter den Füssen habe. Leider... traurig aber wahr.
Was haben wir denn schlussendlich in diesem famosen Essenspalast zu unsgenommen? Eine Mischung aus Yakitori und Tempura, hätte ich gesagt, da ich es nicht präziser beschreiben kann. In der kleinen Nische in der wir Platz fanden, gab es keine englische Speisekarte und auch keine bebilderte Menüauswahl. Zu zweit wild hektisch auf den "Tellern und Schüsseln" unserer Voresser gestikulierend, machten wir dem Chef de Cuisine verständlich, daß er mal queerbeet was bereiten soll. Wir würden das schon essen, wenn er es noch schafft 2 Bier dazu herzubringen. Bier war für meinen seelischen Zustand an diesem Abend besonders wichtig. Japan blues und Hunger sind keine gute Kombi.....

Rohzutaten on a stick....

Chef de Cuisine bei der Arbeit
Die Küche - personalbefreit. War nicht schwer, da es nur eine
Person in der Küche gab. Siehe oben.

Und so sieht es aus, wenn es fertig durchfritiert ist...
Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß die kleinen
putzigen Eier auf dem einen Spiess tatsächlich Eier waren.
Noch bemerkenswerter: Weichgekocht! Oder eher weichfrittiert  in diesem Falle!
Neben bei gab es noch Bohnen in der Schote (lauwarm & leicht gesalzen) und
Kohl zum Eintunken in eine würzige dunkle Sauce, die nach Altöl aussah.
Alles serviert auf Metallschälchen, die den Charme eines Operation-Saales
auströmten. Aber es hat geschmeckt! Lecker!

Dummerweise wird man zu zweit von dem Sammelsurium frittierter Köstlichkeiten am Spiess, etwas Kohl in Tunke und einem Bier nicht wirklich satt. Was tun? In dem Schlauch voller Restaurants war partout kein anderer Platz zu ergattern, es war und blieb anschlagvoll. Es blieb keine andere Wahl als raus aus der Butze und zurück auf die Strasse. Weitersuchen.... Aber wirklich schnell erfolgreich waren wir nicht... Spanisches Restaurant.... Italienisches Restaurant.... Japanisches Restaurant in der Preisklasse Vorspeise = Monatslohn..... Bar....

Die Bar für Schuhfetischisten! Allerlei farbig-hochprozentiges Getränk in
damenschuhähnlichen Glasbehältern!

Und am Ende landen wir bei einem chinesischen Dumpling Restaurant irgendwo im Nirgendwo....
Bei den folgenden Köstlichkeiten konnten wir den Abend beschliessen und dann doch noch satt heimkehren.

Dumplings gefüllt mit Schwein, Schrimps, Gemüse....

Frittierte Dumplings mit Meeresfrüchten und einer
fruchtigen Senfsosse. Ein sehr ungewöhnlich angenehmes
Geschmackserlebnis.

Euer Schreiberling kann am Ende des Abends wieder langsam lächen...

Men at Work! Serious dining in progress....

Das Lokal über die Schulter mit dem Handy geknipst....

Bevor ich diesen Post jetzt beende... es kommt - tadaaaaaa (tusch!) - das Pocari Schwein!



Besser gesagt ein Getränk namens "Pocari Sweat". Dieses als isotonisches Sportgetränk getarnte Zucker-Plörren-Gesöff erfreut sich in Japan einer mir unerklärbar gebliebenen Beliebtheit.
Es fehlt in fast keinem Getränkeautomaten. Man sieht dauernd Leute damit rumlaufen, daran rumnuckeln - es ist allgegenwärtig. Und es schmeckt widerlich!
Vergeblich habe ich nach einer Erklärung gesucht, was sie denn da in Flaschen füllen und warum die Japaner das tun. Dem Namen nach muss es sich ja um den eingesammelten Schweiss von einem Tier namens "Pocari" handeln. Nachdem auch mein Arbeitskollege eine Flasche in sich hineingepresst hatte - was man kauft, muss man auch austrinken - haben wir uns darauf geeinigt, daß dieses Tier ein Schwein sein muss. Oder etwas noch widerlicheres. Falls einem die Vorstellungsgabe fehlt, wie ein toter, lange auf der Strasse in der prallen Sonne liegender Tierkadaver (Schildkröte, Eichhörnchen, nasser Iltis... ganz nach Wahl!) schmecken mag, der soll mal das Zeug trinken. Immerhin konnte man seine Arbeitskollegen erfolgreich damit bedrohen (Entweder.... oder ich spendiere dir eine Flasche Pocari aus dem Combini! - Dort gibt es das in der 1,5 Liter Variante) oder Arbeit abwehren (Wenn ich das machen soll, musst du zuerst eine Pulle Pocari trinken!)

Und nein... das ist immer noch nicht alles; es gibt noch mehr aus Japan zu berichten. Bleibt mir gewogen, liebe Leser!


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