Freitag, 17. Januar 2014

E-Kom(sch)merz.... oder warum mir e-Auktionen beim Marktführer keinen Spass machen

Wenn ich so zurück denke, dann treibe ich mich schon ziemlich lange in der virtuellen Welt der Netze herum. Die ersten Gehversuche liefen noch mit einem 2400 Baud Modem der damaligen noch "Deutsche Post" heissenden Vorgängerstufe des rosa Riesen.

Ein paar Leser mögen sich noch an Fido.net und Crosspoint erinnern. Irgendwann kam ISDN und Internet. Und eine nette Autktionsplatform aus den USA mit dem Namen ebay.

Wild, abenteuerlich und lustig war es damals. Alles was man im Laden nicht kaufen konnte oder irgendwo aus der Welt kam, konnte man irgendwie ersteigern. Nonsens, Krempel und Kleinode. Selbst grosse Auktionshäuser wie Sothebys hatten eine Präsenz und versuchten sich dort.

Genauso wie viele kleine Ganoven - denen man auch heute noch nicht immer Herr geworden ist - und vermutlich jeder, der in den Anfängen zu den Käufern gehörte ist irgendwann mal reingefallen und hat Geld verloren. Spätestens dann, wenn mangels Kreditkarten noch Barschecks in US$ über den grossen Teich geschickt worden sind. Oh mann.... schei**e, hat man sich doch manchmal blöde und naiv angestellt.

Irgendwann rüstete der "Autkionator" auf. Neben den Auktionsgebühren könnte man ja auch gleich noch einen Bezahldienst etablieren und nochmal abkassieren. Gebühren im Quadrat. Und ganz viele nette Regeln einführen, einen Marketplace gründen und statt Auktionen als Handelsplattform arbeiten.

In diesem ganzen Veränderungsprozess scheinen sich doch ein paar Dinge, aus meiner Sicht sehr ungünstig, verschoben zu haben. Den Satz "Der Kunde ist König" haben wir von unseren Grosseltern übernommen. Hier wurde um den Satz "Der Verkäufer ist Dreck und soll gefälligst die Fresse halten" ergänzt.

Was mir im letzten Jahr und in letzter Zeit bei Auktionen passiert ist, hat mir meinen ursprünglichen Spass an der Auktioniererei mal ordentlich verdorben.

Details? Wie immer gerne!

Da wird man mit Strafanzeigen bei 1€ - Artikeln vom Käufer bedroht und ziemlich unflätig und wüst beschimpft. Der Kunde ist König, der Verkäufer ist Dreck und wenn du Verkäufer nicht so willst wie ich, dann wird die Auktionsbewertung schonmal sehr persönlich und beleidigend.

Ist ja kein Problem - es gibt ja den Customer Service. Eine freundliche email geschrieben, die Bewertung zitiert und um Entfernung der gleichen wegen Verletzung der ebay Spielregeln gebeten.

Antwort ebay: Eine Kopie des Inhalts der Hilfeseiten in email Format. Ein Hinweis, man möge doch bitte den Käufer kontaktieren etc. Lasse sich doch alles friedlich blablabla lösen. (Hmmm. Schwierig, wenn der Käufer mit Strafanzeige wg. Belästigung droht, falls man ihn in jedweder Form kontaktiert.)
Fantasienamen Signatur des angeblichen Mitarbeiters

Neue email an ebay Service mit der Frage, ob man den auch Mitarbeiter habe, die des Lesens mächtig seien? Oder ob man die vorangegangene email denn überhaupt gelesen - und falls ja, auch verstanden habe? Wiederholung des Zitates.

30 min. später eine Antwort. Die Bewertung des Käufers sei nicht mit den Regeln von ebay im Einklang und man habe den Text entfernt.

Worauf der Käufer das letzte Wort erhält und in einem weiteren Kommentar eine ähnliche Beschimpfung ablässt, weil man seinen Kommentar hat entfernen lassen. Dummerweise hat man gegen den letzten Kommentar dann als Verkäufer keine Möglichkeiten mehr irgendwas zu tun.

Sooooooooo und das ist ein Ereignis, dass sich mittlerweile bei mehreren "Customer Services" im Internet gezeigt hat. Es antworten Roboter ohne Zusammenhang auf die email bzw. deren Inhalt und hängen einen random choice Namen an. Das ist wohl der Grund, warum man bei den emails immer angeben muss, um was es sich dreht. Sonst würde die Antwort noch absurder ausfallen.

Und wem das Gezicke vom Customer Service nicht reicht, darf sich mit den Käufern während der Auktionen vergnügen. Eine herrliche unglückliche Funktion ist "Frage zum Artikel stellen".
Ein als "Neu" kategorisierter Artikel, mit dem Artikelbeschreibungstext "ungetragen/unbenutzt" hat 5 Nachfragen hevorgerufen, ob der Artikel in Ordnung, neuwertig und ohne Kratzer sei.
Legastheniker United beim Betriebsausflug, oder was? Wie kommt man auf die Idee bei solchen Attributen so etwas zu fragen?

Zitat:  "optischer zustand kratzer auf display? technisch?" Ach so, das war die gesamte Mail. Kein Ausschnitt oder Ausriss. Mehr Worte waren entweder nicht im Wortschatz des Verfasser oder nicht drin. Orthografisch fragwürdig.

Sehr gelungen war auch die Auktion mit dem Höchstgebot eines osteuropäischen Bieters. Dummerweise hatte ich sowohl im Artikeltext als auch in den Versandbedingungen angegeben, dass nur innerhalb Deutschlands versendet werde.
Freundlich habe ich den Bieter gefragt, ob er mir denn bitte eine deutsche Adresse nennen mag, an die ich den Artikel nach Bezahlung senden kann. Nö. Hat er nicht. Ich soll doch bitte nach xxx senden.
Die schlaue Paketversender Internetseite mit Portorechner befragt......
Lieber Bieter, dass kostet viel viel viel Euros. Wenn du das bezahlen willst und vorab zahlst, dann schicke ich dir das Objekt deiner Begierde wohin du willst. Aber nur als Paket, versichert und mit Tracking. Ausnahmsweise.
Feedback -> Ja, ich will. Zahlen. Nicht heiraten. Schicks mir!

Gesagt. Getan. Geld kam. Gepacktes Paket ging weg. Getracked. Gut angekommen.

Mein Postfach zeigt mir email an. Aus Osteuropa. Vom Bieter. Artikel ist toll. Heile angekommen. Aber warum war das Porto so teuer? Das hätte ich doch billiger schicken können, oder?

Mir fehlten die Worte.




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