Mittwoch, 3. Juli 2013

Sightseeing Samstag in Tokio... (Part 1)

Das letzte Mal als sich in Tokio Zeit für etwas Sightseeing hatte, war es an einem verregneten und kalten Wochenende im April. Damals bin ich nach Asakusa (sprich "asakssa")gefahren und habe mir den den Tempel als auch die vielen kleinen Läden rundrum frierend und im Regen angesehen.

Was also liegt näher, daß bei schönem Wetter nochmal zu machen? Besonders, wenn man einen noch einen Arbeitskollegen dabei hat und dem dann schön alles zeigen kann. Diesmal war das Wetter sehr schön und sehr warm und sehr "luftfeucht".

Was direkt bei der Ankunft in der Metro Station auffiel: Es war deutlich weniger los als beim letzten Besuch. Und das entpuppte sich als sehr angenehm. Aktuell scheint keine grosse Reisezeit zu sein und entsprechend weniger war los. Das Erlebnis war zum Geniessen. Überall kam man dran, hin und konnte obendrauf auch noch etwas sehen.

Tempel in Asakusa bei Sonne und mit weniger Touristen

Impressionen aus dem Garten rund um den Tempel




Nach einer kleinen Runde in den überdachten Shopping-Gängen fielen mir diesmal folgende Dinge besonders auf: Japan hat ein Vorliebe für getrocknetes Zeug. Ja, Zeug. Ich glaube mittlerweile, daß es nichts Essbares gibt, daß die Japaner nicht in ein getrocknetes Etwas verwandeln können.
Also stolperte ich natürlich auch in so einen Trockenshop. Und es gab wirklich alles, aber getrocknet, halb getrocknet oder angetrocknet und auch gerne in vollkommen verdörrt.

Oben: Fisch (ich vermute eine Art Butt) - getrocknet
Unten Tintenfisch - getrocknet


Mehr Trockenware - Inhalt unbekannt.
Das einzige ungetrocknete Irgendwas lag in der weissen Plastikschüssel.
Der der Inhalt war mir ebenfalls unbekannt. Und eigentlich.. ich glaube,
ich will es nicht wirklich wissen.

Saprgel im Glas - nicht getrocknet anscheinend. Aber Sie versuchen es trotzdem.
Der Staubschicht auf dem Glas nach, versucht man, sogar schon ziemlich lange, diesen Spargel zu trocknen.
Bösartige Zungen behaupten, es handle sich um Vorkriegsware.

Traubenzuckersterne oder Extasy? Keine Ahnung....
Bei Extasy wäre der Preis aber verdammt gut gewesen ;-)

Da doch grade in Berlin die Fashion Week tobt,  möchte ich doch gerne etwas dazu beitragen und ein paar Highlights der Japanischen "Haute Couture" im Bereich Seidenschneiderei zum Besten geben. In Asakusa gibt es mehrere sehr exklusive Herren(r)ausstatter. Trend 2013 - Der Herr trägt in diesem Jahr wieder archaische Muster in weiten Schnitten mit bevorzugt metallisch glänzenden Basisstoffen. Prollpöös, sozusagen. Gerne kombiniert mit einer Schiebermütze im 50er Schnitt aus Vollseide. Beweis hier:

Voll krass steil, Alder, oder?
Ein Lehrstück für jeden Dekorateur!

Dem edlen Stylisten Auge entgeht nichts. Warum kriegt man solche Pakete
nie von den neuen "Ich stell dir mal ein Outfit zusammen" Internet Händlern?

Sowas kann halt nicht jeder tragen.....
Pure Erotik, gepaart mit kühler Ästhetik!
 Nachdem sich meine Augen von dem unerwarteten Modeflash erholt hatten und ich langsam wieder etwas sehen konnte, das nicht nur aus Farben und Umrissen bestand, ging es weiter. An der nächsten Ecke gab es eine kleine Konfusion und nach dem mich umsah, wusste ich warum: eine traditionelle Hochzeit kam die Strasse herauf. Vorneweg und hinterher traditionell gekleidete Läufer mit einer langen Stange, an denen Lampions hingen. Mittendrin eine von Hand gezogene Rikscha in der das traditionell gekleidete Brautpaar sass. Das war ein wirklich tolles und eindrucksvolles Erlebnis.





Trotz aller moderne und allerlei elektronischem Firlefanz in Japan ist der Einwohner dem Land und den Traditionen sehr treu geblieben. Wenn man diese Dinge sieht, ist es ein echtes Erlebnis. Grade am Wochenende sieht man immer wieder Frauen in Kimonos durch die Strassen laufen, in der U-Bahn und bei allen anderen Gelegenheiten auch. Das schwankt zwar von kitschig bunt bis klassisch elegant, aber man hält an seiner Kultur fest und das ist einfach sehr schön.

Kimono - eher bunt und modern.

Mehr Damen im Kimono - auch eher bunt. Trotzdem schön.

Über das Thema Tradition kriege ich dann auch wieder die Kurve zum Thema Essen. Es gibt rund um den Tempel viele kleine Restaurants und Imbissbuden. In einigen wird auf traditionelle Weise gearbeitet und ich möchte hier 2 Beispiele vorstellen: Einen Waffelbäcker und eine Dame, die aus Früchten und Zuckermelasse Lollis hergestellt hat.

Zwischen die beiden Hälften der gusseisernen Form kommt
ein Löffel Keksteig, ein Klumpen Schokolade drauf
und dann nochmals Keksteig.

Über den 4 Brennern wird dann gebacken. Das 5. Eisen wird gefüllt und danach das Eisen
links vom Brenner genommen. Alle anderen Formen wandern dann ein Stelle nach links und
das frisch gefüllte Eisen wird rechts aufgelegt.
Wenn das Eisen links heruntergenommen wird, ist der Keks fertig. Wie der Typ die Kekse allerdings
mit blossen Fingern aus der Form nimmt, ist beängstigend. Oder Hornhaut pur....


Open-Air Lolli-Manufaktur
Ein Stück Obst, ein Holzstiel und dickflüssige Zuckermelasse (hier in weiss;
gab es auch in lecker tiefblau!) werden zu einem Lolli verarbeitet und dann...

... auf einem Eisblock ausgehärtet. Mit knapp einem Euro war man dabei.

Um sich von all dem Stress zu erholen, gab es dann einen prima Kaffee. Ein schnuckeliges kleines Kaffee in dem der Kaffee portionsweise frisch gemahlen wird und dann mit Handaufguss durch den Filter läuft.
Der Inhaber hatte sich bei den grossen amerikanischen Kaffeehausketten abgeschaut, daß zu einem Kaffeehaus gefälligst auch Merchandise gehört. Neben Strickmützen, T-Shirts, Kaffeetassen und Gläsern mit Goldfischaufdruck in 3D gab es für den echten Fan, eine Kopie des Kaffeehauses unter einer Plastikkuppel als Mitbringsel für das Sideboard daheim.


Dummerweise hatte sich der kleine Laden auch noch die Speisen in Amerika abgekupfert, muss aber wohl einem Übersetzungsfehler in der Zutatenliste aufgesessen sein. Anders sind HotDogs mit Schweinebauchfüllung (egal ob vom Grill oder gekocht) und HotDogs a la Bolognese nicht so ganz wirklich erklärbar.
Ein Schweinebauch-Zwiebel HotDog ist was für echte Gourmets!

HotDog a la Bolognese! 

Weitere Sehenswürdigkeiten rund um den Tempel in Asakusa sind zum Beispiel ein Art-City-Walk. Neben dem Gebäude mit der goldenen Chili-Schote auf dem Dach, sind im Umkreis des ganzen Viertels weitere Kunstwerke verteilt, die man nach einem Plan ablaufen kann.


Achtung Kunst! 

Achtung, keine Kunst! Aber anscheinend ist Monchichi nicht tot zu kriegen!

Weitere kuriose Fundstücke des Vormittags wie folgt:


Eine 500 Euro Teekanne vom Juwelier, der auch...

.... Handytäschchen und Geldbörsen mit Übergrossen Schliessknöpfen verkauft,
die in anderen Ländern der Erde für mächtig Verstimmung sorgen können.

Exotische Haustiere als Schuhabstreifer sind ein Verkaufsschlager!
Alle von der Rasse Sold-Out!


Die Stretch-Limousinenversion eines Motorrollers!

Für Kurzweil am Nachmittag sorgte die Suche nach dem Metroploitan Museum of Art Tokio und die darin gezeigte Manga-Ausstellung. Welche wieder in durchgängigen japanischen Beschreibungen erklärt worden ist, bis auf eine wenige grosse Banner am Eingang. Dort waren ein paar englische Zeilen angedruckt auf das sich der hoffnungsvolle Tourist in die Hallen verirre. Dummerweise durfte man im Mueseum leider gar nicht fotografieren, daher nur der Anblick von aussen.



Mit Verlassen des Museums setzte die Dunkelheit und der Hunger beim Autor ein. Mit einem kleinen Abstecher nach Akihabara (ich habe darüber im April schon fleissig berichtet) sollte der Abend ausklingen und der Hunger des Touristen gestillt werden. Gelandet bin ich in einer Suppenküche, die mein Begleiter ausgesucht hat. Bestellt wird mal wieder per Bezahlautomaten mit japanischer Beschriftung. Dank Bildern an der Wand und Unterstützung durch das lokale Servicepersonal konnten wir die Essensmarken gar nicht erst in Empfang nehmen, da sie sich der Servicemensch praktisch selber aus dem Automaten gezogen hatte.

Das Restaurant in voller Pracht und Grösse

Bitte bestellen Sie hier! Der Rest ist: Rate mal mit Rosenthal!
In diesem Lokal gibt es keinen Alkohol.
Auch keine Softdrinks.
Nur Leitungswasser und Eiswürfel.

Blick in die Küche/Spülküche/Lagerraum/Serviceraum/etc.


Die Nudelsuppe war köstlich. Keine Spur von Natriummonoglutamat.

Mit dieser Köstlichkeit ging ein mehr als 12 Stunden langer Sightseeing Samstag zu Ende und wir müde und erschöpft zurück ins Hotel. Auf der letzten Bahnfahrt des Tage wurden wir nicht enttäuscht und ich freue mich ein Highlight japanischer Werbung zu präsentieren, die jeder Agentur in Deutschland graue Haare machen würde.

Das Plakat - na ja. Über Geschmack kann man streiten.
Über das lausige Wortspiel erst recht. Und das bei dem japanischen Klischee
über die fehlende Fähigkeit zur Aussprache des Buchstabens "R"

Aber "Japansch Zaky" würde mich nicht zum Kauf bewegen.
Panscht Euch mal selber einen.
In diesem Sinne, alles Gute liebe Leser, bleibt mir gewogen und bis bald aus Nippon!



4 Kommentare:

  1. "Don't drink and drive"und "keinen Alkohol unter 20 Jahren" es sollte also durchaus Alkohol geben.;-)
    All light?
    ;-)

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    1. Neee Jens.... Da gab es wirklich nur Wasser. Wir haben ja extra gefragt. Und es hat auch niemand was anderes getrunken...

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  2. Respekt. Das kannte ich auch noch nicht.
    :-) dann sind die Schilder also umsonst. Wenn's sowieso nur Wasser gibt. ;-)
    Aber,das war wenigstens ebenfalls umsonst vermute ich. Umsonst ist dann aber auch der Chlorgeschmack. ;-)

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  3. Kleines Update: Meine Frau meint.dass es aus strategischen gründen keine anderen Getränke als Wasser gibt. Da dieser Rahmen-Ya keinen Platz hat, lebt er von möglichst schnell wechselnder Kundschaft.Essen und schnell wieder gehen und nicht am Bier festhalten! ;-) Für uns komisch,in Japan notwendig! ;-)

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