Sonntag, 14. April 2013

Big in Japan oder Lost in Translation?

So.... jetzt bin ich also wieder in Japan. Und diesmal wirklich alleine, ohne weitere deutsche Mitreisende. Natürlich werde ich Büro auch auf ein paar Auswanderer und Expats treffen, aber es ist anders,

Die Anreise nach Tokyo hat mich die deutsche Bahn wieder in vollen Zügen geniessen lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes und ich war wirklich sehr froh, daß ich mich entschlossen hatte, doch noch vorher einen Sitzplatz zu buchen.
Was mir heute zum ersten Mal auffiel war, daß in den ICEs der DB die Abstellmöglichkeiten für Koffer immer genau in der Mitte der Wagen sind. Also an dem am weistesten entfernten Punkt von den Türen. Man karrt sein Gepäck - mal  mit mal ohne Gegenverkehr - zu diesem Koffersammelplatz, wobei der Gang ein MaxiTrolley schon kaum noch in seiner Breit durchlässt. Und beim Aussteigen der gleiche Kampf. Wo liegt da der Sinn? Das alle Ihren Koffer gleich weit tragen müssen? Spart man Energie, wenn der Schwerpunkt in der Mitte des Waggons liegt? Und wenn ja, was passiert, wenn keiner Koffer dabei hätte?

Die Japaner können das besser - im Narita Express (dem Schnellzug zwischen Flughafen und Tokyo) hat man an jedem Ausgang einen Kofferplatz mit individuell bedienbaren Kabelschlössern. Der blanke Luxus und Komfort im Vergleich zum ICE. Spassig ist die Ansage dazu: Wenn man die selbstgewählte Zahlenkombination für das Schloss vergessen hat, kann man das Gepäck an der Endhaltestelle mit Hilfe des Servicepersonals bekommen. Mein Zug würde in Yokohama enden... nicht so wirklich verlockend und ziemlich weit weg von Shinagawa.

Was die Bahn unterdessen aber gut kann, ist das Boardmagazin thematisch füllen. Für mich ist es mittlerweile ein sehr angenehmer und informativer Lesestoff geworden. In der aktuellen Ausgabe hat mich besonders der Bericht über kunstvoll gestaltete Kinderbücher interessiert. Liegt wohl schwerpunktmässig daran, daß ich meinem 5-jährigen immer noch Gute-Nacht-Geschichten vorlesen darf. Bevor jemand was anderes behauptet: Ich mache das sehr, sehr gerne für meinen Junior und habe da richtig Spass dran, die Zeit abends so mit ihm zu verbringen.

Irgendwann kam ich am Flughafen Frankfurt a. M. an und in der Halle leuchtet über der Abflugtafel der Kranichlinien-Slogan: "Boarding. Flying. Smiling."


Nur leider vergeht an diesem Samstag morgen dem Reisenden schnell das "Smiling". Ich würde einen ebenfalls der Fluglinie entstammenden Slogan in leicht abgewandelter Form zum Besten geben: "There's no better way to queue!" Denn so sah die Checkin Schlange aus; Dank 3 geöffneten Countern (von denen einer noch für den Crew Checkin war). Rein räumlich hätte man insgesamt 15 Counter besetzen können.


Nach dem ich dann eingecheckt hatte, etwas trinken war und nach ca. 30 min. dort wieder vorbei kam, sah die Schlange dann so aus:


Also immer noch genauso lang. Und das war der Business Class Checkin. Die Economy Checkin Schlange hätte ich selbst mit Weitwinkel vermutlich nicht auf das Bild bekommen. Nach der Personenkontrolle und einer weiteren Warteschlange vor der Kranichlinien Business Lounge konnte ich mir in dem überfüllten "Sammelbecken" für Vielreisende noch etwas die Zeit vertreiben. Immerhin ergatterte ich dort einen Sitzplatz und musste nicht wie so viele andere einen Snack im Stehen einnehmen. (Vollkornbrot mit Kräuterquark - alternativ gab es noch HotDogs. Das Vanillemousse zum Nachtisch war erschreckend gut, damit hatte man gar nicht gerechnet.)

Und dann ging es ab mit SAS nach Copenhagen - dem skandinavischen Luftfahrtdrehkreuz. Der Flug war sehr angenehm und es gab eine hervorragende Mahlzeit (Roastbeef mit Pfefferkruste, rosa gebraten, mit Kartoffelsalat. Dazu (wirkliche warme!!!) Brötchen mit 2 Sorten leckeren Käse. Getränke werden in 0,33 Liter Dosen gereicht und nicht in den Minidöschen, mit denen man nicht mal das Miniglas im Flieger vollbekommt. Warum meckern die in den ganzen Vielfliegerforen bloss so über SAS? Und mir nichts, dir nichts, war ich in Kopenhagen.


Dänen lügen nicht - sang schon Michael Bornholm in den 70er Jahren oder so.... Und Dänen, zumindest alle die ich kennen lernen durfte, sind ziemlich lockere und gesellige Typen. Während Deutschland noch liest, ist Dänemark schon weiter -> 50 Shades of Grey als "lustiges Gesellschaftsspiel". Wie das dann tatsächlich aussieht, mag sich jeder in seiner Fantasie ausmalen. Ich sage dazu nix, sonst wird mein Blog irgendwann zensiert oder indiziert oder.....



Im Flughafen gab es eine sehr schöne, grosszügige Lounge ohne Überfüllung. Dort hatte eigentlich jeder Gast seinen eigenen Tisch für sich. Lecker Lachs gab es auch.... Yum! Skandinavisch gut. Erinnerung an mein Finnland-Projekt. In den Toiletten hat jede Kabine einen eigenen Waschtisch und sauber war es auch. Warum meckern die denn bloss über SAS? Wer keinen eigene Rechner dabei hat, kann sich an einem von 10 iMacs frei bedienen. Jeder mit sogar mit einem Skype Telefon!


Besteigen des Fliegers - SAS macht da keine Unterschiede zwischen Eco, Business oder so - alle durch den selben Gang; basta; und trotzdem ratz-fatz in der Kabine gewesen.  Grosse Beinfreiheit nach vorne. Hatte ich bisher noch nie in dem Masse. Dafür der Sitz aber gefühlt etwas schmaler als in den vorhergehenden Flugerfahrungen. Und dann kam die Vorspeise (Mann.... ich rede wieder nur vom Essen, oder?) - auch toll, oder?

 

Und dann endete der Spass ziemlich abrupt. Von Hauptgang und Desert gibt es keine Fotos mehr. Das mute ich Euch nicht zu. :-( Aber hier mal ein Frühstücksausschnitt - "Yoghurt with Muesli and fresh fruit".


Joghurt - check!
Früchte - na ja... check!
Muesli - Fehlanzeige - neeee, warte mal, die homöopathisch verteilten Körner sind das! Check???

Der nächste Dämpfer war das Board-Entertainment. Im Vergleich zu anderen Fluglinien sehr, sehr, sehr spartanisch. Übelst zu bedienen - da sollte man mal ein paar gute Usability Engineers dran lassen zur Überarbeitung. Höhepunkte: Das Bordmagazin stellt Filme vor, die man gar nicht in der Auswahl hat ( The Hobbit & Jack Reacher). Den neuen James Bond konnte man nicht anschauen, der ruckelte wie ein überlasteter Live-Stream im Internet. So langsam verstehe ich die nicht so begeisterten Kritiken....

Der Sitz selber entpuppte sich im Nachhinein für mich persönlich dann doch noch als Überraschung. Zwar ein wenig schmal, aber für meinen Rücken wars gut. Der bequemste Liegesitz im Flieger, den ich bisher hatte. Wohlgemerkt: für mich ganz persönlich! Das muss nicht jeder so sehen. Das Personal war durchgehend freundlich und nett.Ob ich je in einer Flugzeugtoilette mit Aussicht gesessen habe, weiss ich auch nicht. Aber in dem Flieger hatte auch die Bordtoilette 2 Fenster zum rausschauen. Al Bundy wäre begeistert gewesen. Mein Fazit für SAS: Mittelprächtig, aber nicht so schlecht wie in den Foren dargestellt.

Kurz mal vorgespult und jetzt in Tokyo angekommen, Hotel eingecheckt, Wetter stürmisch und bedeckt.
Am Bahnhof steht ein Schild "Flohmarkt" - oh! Also nichts wie hin. Der Flohmarkt ist allerdings nicht anders als in Deutschland. Lediglich werden dort zu 98% Kleidung, Taschen, Schuhe und Kosmetik verkauft und weniger der so geliebte "Krams" oder Bücher. Wichtigster Unterschied - ich vermute, dort wird nicht gefeilscht. Alles ist mit Preisschildern ausgezeichnet. Alles! Wirklich alles! Keine Ausnahmen.





Weitere Sehenswürdigkeit am Nachmittag war eine Oldtimer-Ausstellung an der Shinagawa Station mit einer ganz besonderen Sehenswürdigkeit. Einem alten - wirklich alten - Rolls Royce.




Oldtimer werden nach meinem Verständnis immer für den möglichst originalgetreuen und möglichst guten Zustand bei solchen Veranstaltungen prämiert. Der auf mich etwas kauzig wirkende Besitzer des Rolls-Royce hatte beide Arme voll davon. Allerdings hat mich das "Cockpit" des Rolls etwas erschreckt und ich frage mich, ob die Pokale alle für Originalgetreu waren oder für die japanische Version von "Pimp my ride"


Zum Schluss des heutigen Tages noch 3 Dinge:

  1.  Ich weiss seit heute, warum Personen mit Tattoos nicht in den Fitness Raums des Hotels dürfen: Das gilt nur für Japaner und ist anscheinend weit verbreitet. Man möchte dort nicht, daß andere Gäste durch die Angehörigen der hiesigen Mafia verschreckt werden. Diese haben meist einen "Bodysuit" (Ganzkörpertattoo). Für den Durchschnittsgast aus dem Ausland gilt das nicht, ausser das Tattoo wäre frisch gestochen. Somit hat die Frage von meiner letzten Reise endlich eine Antwort bekommen. Mein Dank an den ausserordentlich netten und freundlichen Concierge des Hotels.
  2. Wie prüft man, ob man sich am Leitungswasser im Bad verbrennen kann (weil es zu heiss ist) ohne die Hand drunter zu halten, wenn man in einem Hotel ist? Die Anleitung zur Bedienung der Mischbatterie im Bad fordert dazu auf.....


  3. Warum sammeln Japaner gefüllte Wasserflaschen vor der Haustür? Und was ist da drin? Bzw. wie lange mag es da drin sein? (siehe Flasche unten rechts) Oder um es mit den Worten eines Kollegen von der IBM zu sagen: "Das Pferd war wohl krank?"



Und falls meine lieben, mir hoffentlich noch geneigten, Leser immer noch was über Essen in Japan hören möchten, da habe ich schlechte Kunde. Mein Abendessen gab es beim Koreaner: Kimchi und .....
Ich kann es nicht aussprechen, vermute aber eine Art fingerdicke Spaghetti/Nudel mit Eieromelette, Zwiebeln und Paprika in roter, ziemlich scharfer, Sosse! Wenn ich sage, daß ich den Kimchi gegessen habe, um Schärfe rauszunehmen, mag jeder Kimchi-Kenner sich das vorstellen können. So sah es zumindest aus:


 Und damit wünsche ich Euch allen eine tolle Zeit und sage: Konnichi-wa, bis bald aus Tokyo!

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