Montag, 29. April 2013

Ein Regensonntag und ein Besuch beim Baseball in Tokio

So.... nach dem kurzen Intermezzo über die Fluglinie, die mich doch sehr geärgert hatte, war ich versucht heute nochmal ein Intermezzo zum Thema Wahlprogramme, Steuererhöhung und Fernseh Talk zu schreiben.

Da ich dann aber vor lauter Intermezzo nicht mehr dazu komme, auch noch den Rest meiner Japan Erlebnisse an den Mann (oder die Frau) zu bringen, muss heute der Abschluss Blog zu Japan geschrieben werden.

Und mein Blog ist ja beim letzten Samstag stehen geblieben. Auch wenn die Woche dank viel Arbeit nicht soooo ereignisreich war wie sonst, ist noch genug passiert. Finde ich, mal schauen, ob Ihr das nachher auch so findet.

Was macht man an einem verregneten Sonntagmorgen in Tokio? Man lässt den Frust im hoteleigenen Fitness-Studio raus - 2 Std auf das Laufband mit Blick aus dem 26. Stock über das graue Tokio (da fällt mir ein, daß ich da mal ein Foto machen sollte, aber ins Gym habe ich die Cam nie mitgenommen und mein Phone auch nicht) Ich hasse diese Typen, die morgens auf dem Laufband die Nordische Stockstelze ohne Stöcke machen und dabei wie wild auf Ihrem BlackBerry rumhacken, Musik hören, die Zeitung oder ein Buch dabei auf dem Bediendisplay des Laufbands zum Lesen abgelegt und dann beim Laufen nebenher diese 3 Sachen gleichzeitig machen. Nein, ich bin nicht auf deren Multitasking neidisch, aber ernsthaft was richtig machen tun die nicht.

Und dann? Eigentlich wollte ich in den irischen Pub nebenan und dort englisches Frühstück einwerfen. Geworden ist es dann das hier:
Grande Latte & Vollkorntoast Sandwich mit Eier- und Hühnersalat.
Danke Starbucks!

Tja... wenn es regnet, dann halt Shopping. Ein kleiner Fussmarsch an der frischen Luft auf die Insel Tennozu. Einmal durch die leeren Wege und Strassen am Sonntag vormittag.


Und dann ab in die U-Bahn Richtung Tokio Teleport mit seinen Vergnügungs- und Einkaufszentren.
Das Highlight der Fahrt dahin waren ungeahnte Neuigkeiten, die mich wieder fast verwzeifeln liessen.
Zum einen am Geschmack der Japaner und zum anderen an der modernen Zeitrechnung. In einem der vielen Automaten mit seiner Auswahl an heissen und kalten Getränken gab es: heissen "Corn potage".
Wohl so eine Art Maiseintopf oder flüssige Polenta - ich konnte mich nicht überwinden das auszuprobieren, auch wenn es nur einen Euro kosten sollte.
.
*würg*


Was die Zeitrechnung betrifft - dieses Plakat spricht für sich:
Oktoberfest im Frühling!
Man kann nicht früh genung anfangen oder Scotty hat besoffen
am Warp Antrieb geschraubt und das Raum Zeit Kontinuum erfolgreich verändert!
Egal wie - nach einem Umweg über das "Fast Wedding" - Hochzeitsstudio, dessen Name hoffentlich nicht Programm ist; kam ich am Tokio Teleport an.

Fast verheiratet? Schnell verheiratet?

Nee, das Wetter war genauso lausig wie das Riesenrad im Hintergrund. :-(

Und dann rein ins erste Einkaufscenter und prompt in den Shop von "Hello Kitty Japan" gestolpert. Neben allerlei Krimskrams mit der Kitty drauf, gab es dort frisch gebackene "Hello Kitty" Kekse.
Gefüllt mit.... keine Ahnung, auch das wollte mein Körper nicht probieren. Der Geist auch nicht.
Der Größe nach ist Hello Kitty keine Kartäuser!
Irgendwann habe ich zwischen den ganzen Shops auch wieder den Weg nach draussen gefunden und bin prompt in das Tokio Teleport Gundam Center gelaufen. Diese äusserst beliebte Roboterfigur fristet ihr tristes Dasein vor der Tür neben einem Container in dem handlicher Merchandise des Riesen und Bausätze für daheim verkauft werden, die sich trotz abstrus hoher Preise erstaunlich gut verkaufen.

Gestatten, Gundam. 18 Meter groß.
Schuhgrösse unbekannt - vermutlich aber ca. Toyota Yaris.
Dieser nette Typ wurde dann von etwas Anderem getoppt. Nebedran eine kleine Bühne und davor eine ansehnliche Menge wartender Zuschauer. Man wartet auf "LinQ". Und dann kam LinQ. Eine japanische Girlieband.


Als die Musik in asiatischer Volllastlautstärke die Umgebung beschallte, brach der Wahnsinn los. Die Meute - 99% männlich, altersmässig Vater oder Grossvater der Mädels - ging ab wie Schmitz Katze! Der Musikantenstadl ist nichts dagegen. Ausnahmslos alles vollkommen text- und tanzschrittsicher. Und in grenzenloser Ekstase - für japanische Verhältnisse zumindest. Einen kleinen Eindruck erhaltet diesmal per Video!


Mehr konnte ich nicht auf Video bannen - jemand aus der Security hatte mich freundlich aber sehr deutlich aufgefordert das Filmen zu unterlassen. Aber für einen Eindruck von Musik, geistigem Niveau und japanischer Ekstase reicht es, oder? Mir hat es auch gereicht und ich bin wieder gen Akihabara geflüchtet, um dort bei Tage noch mal vorbeizuschauen und ein paar Souvenirs für Freunde und Verwandte zu organisieren. Auf der "Flucht" habe ich noch gesehen, wie man aus ein paar leeren Pappkartons Geld machen kann. Es gab einen mobilen Irrgarten aus Pappkartons für kleine Kinder.
Man hat einfach einen Haufen übergrosser Umzugskartons genommen, in die Seitenwände nach Bedarf Löcher eingearbeitet und mit übergrossen Plastikklammern zusammengehalten. Simpel, aber wirkungsvoll: Die Kinder hatten Spass und die Eltern warteten entspannt draussen. Vielleicht sollte ich mich damit auch mal selbstständig machen. Aber ich habe Angst vor der Prüfung.... da kommt bestimmt ein Technischer Prüf- und Überwachmich Verein und die deutsche Gesetzgebung. Vielleicht sind ja die Kartons mit Tropenholzanteil? Entspricht die Brauntonung der Kartons den deutschen Pappirrgartenfarbnormen? Sind die Klammern zum Kartonzusammenhalt ausreichend gross, damit kein Kind unter einer einstürzenden Pappwand begraben werden kann? Von Feuerlöscher und Defibrilator mag ich gar nicht reden... Nee, ich lass das in Deutschland lieber sein.



Hier ein paar Eindrücke aus Akihabara , die fast für sich selber sprechen:
Spielhalle....

Manga Spielhalle...

Elektroshop...

Raucherzoo - man raucht dort nicht auf offener Strasse, sondern in kleinen
streichelzoo-artigen Freigehegen. Bitte nicht füttern!


Nicht klassisch orientierte Japanerin!

Diese Beiden sind auch nicht traditionsbehaftet.
Der Montag verstrich ereignislos mit der Arbeit und ich bereitete mich auf eines meiner letzten grossen Highlights dieses Besuchs in Tokio vor: Stadiontime beim Baseball! Der Nationalsport der Japaner! Neben Golf. Neben Fussball. Neben Shopping. Neben... das führt jetzt zu weit hier. Also um 18 Uhr das Büro pünktlich zum Spielbeginn verlassen und um ca. 19 Uhr das ehrwürdige Jingu Stadion erreicht!





Ich bin drin! Wow!

Auch beim Baseball geht es nicht ohne Warnschilder!
Tja... und wie geht das so ab beim Baseball in Japan? Ich sage nur: Voll die Ultras beim Baseball, die Japaner! Die Mannschaft, die nach dem Ball schlagen darf, wird frenetisch vom Fanblock angefeuert. Die Fangruppe der Mannschaft, die grade "pitcht" ist total still. Und dann nach 3 Out dreht sich das Ganze und der bisher schweigende Fanblock legt los. Mit Blaskapelle, Fangesang wie in der Bundesliga und allerlei Mätzchen. Es ist der Wahnsinn. Leider war das Stadion nicht voll und die Anhängerschaft der Gastmannschaft ca 3x so groß wie der heimatliche Fanblock, aber trotzdem hat es Spass gemacht.

Kleiner Eindruck von den Rängen auch hier per Video:


Kleine Schlägerei nachdem der Pitcher dem  Batter mal den Ball
ordentlich auf den "Pelz gesemmelt" hat! Stimmung!
 Wer wissen will, wieviel Menschen in eine U-Bahn passen - auch wieder Baseball der passende Ort, das herauszufinden. Nach dem Spiel mit der Bahn heim und man bekommt es gratis gezeigt. Wenn man keine Luft mehr bekommt, ist der Wagen noch zu einem Drittel leer. So zumindest fühlt es sich an... und riecht manchmal auch so. Gott sei Dank war kein Hochsommer und ich bin grösser als der durchschnittliche Japaner.


Was machen Japaner in der Bahn?
a) Schlafen (siehe den ausdrucksstarken Herrn ganz links)
b) Handy rumspielen (alle anderen Fahrgäste)

So langsam nähert sich die Beschreibung meiner Erlebnisse auf diesem Japanbesuch dem Ende.
Eine weitere Episode wird es noch geben und dann hat die geneigte Leserschaft vermutlich endlich genug von Japan erfahren und ich werde mich wieder anderen Dingen zuwenden.

Beim nächsten Mal wird man erfahren: Warum ich glaube, daß Douglas Adams mal in Japan war bevor er "Hitchhikers Guide thru the Galaxy" schrieb; wie sich Japaner Reibekuchen vorstellen; GSSS kennenlernen (Gutes Sushi, schlechtes Sushi) und nicht zuletzt eine über 200 Euro teure Melone sehen können! Seid gespannt, bleibt mir gewogen, liebe Leser! Bis bald!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen